Das Turnfest der Rekorde

Turnen - Was die Präsidentin von ihren jungen OK-Mitgliedern gelernt hat, was die Tösstaler nebst der Verbandsfahne mitgebracht haben und woran der Gemeindepräsident denkt, wenn er Barren hört – das war die KTF-Eröffnung am Freitag.

Roland Spalinger (spa) Publiziert: 20. Juni 2023
Lesezeit: 2 min

Patrick Jola war ein schlechter Turner. Das sagte der Gemeindepräsident von Dägerlen über sich selber. Wenn er Barren hörte, dachte er ans Gold der Nationalbank, bei Pferd an ein Stück Fleisch auf dem Grill, und beim Klimmzug an das Stemmen von Bierkrügen am Fest. Als Präsident der Gastgebergemeinde war er der letzte Redner am Freitagabend, er zeigte sich stolz über die viele Arbeit, die hinter dem Grossanlass KTF Wyland 2023 steckt.

OK-Präsidentin Barbara Nägeli (Bild) erwähnte den 14. Mai 2019 als wichtiges Datum. Da sei klar gewesen, dass alle elf Trägervereine hinter dem KTF Wyland 2023 stünden, «dann ging es richtig los», am 7. November wurde der durchführende Verein gegründet. Sie hätten alle am gleichen Strick und in die gleiche Richtung gezogen, sagte sie und dankte ihrem jungen OK mit Durchschnittsalter 35, von dem sie neue Techniken wie Facebook und Instagram gelernt habe.

Nebst dem jungen Team hat die Corona-Krise mitten in der Planungszeit die Digitalisierung vorangetrieben. Einen gedruckten Festführer gibt es nicht, nur eine App. Barbara Nägeli dankte den Landbesitzenden, ohne die es kein Festgelände gäbe und in Henggart keine Parkplätze. Nach diesen zwei Wochenenden würden alle wissen, wo Dägerlen liegt.

Mehr als würdige Nachfolger
Tief beeindruckt vom Festgelände zeigte sich Hans-Peter Meier, OK-Präsident des letzten Kantonalen 2017 im Tösstal, ebenfalls gestemmt von mehreren Vereinen. Es sei gigantisch, die Weinländer seien mehr als würdige Nachfolger. Man dürfe dankbar sein, viele Organisationen hätten vor Scherbenhaufen gestanden, erinnerte er an die Corona­Zeit, die mitten in die Planung des KTF Wyland fiel.

Nach Dägerlen brachten sie als Geschenk eine Holzbank sowie die Verbandsfahne, die sie Eugène van de Bult (Stammheim), Gesamtwettkampfleiter innerhalb des Zürcher Turnverbands, (ZTV) zurückgaben, der den Stoff gleich an Barbara Nägeli weiterreichte und ans Mikrofon trat. Er sei stolz darauf, was die Weinländer Vereine geleistet hätten. Es sei der zweitgrösste Turnsportanlass in der Schweiz, nur ein Eidgenössisches sei grösser.

«Noch nie gesehen!»
Auch ZTV-Wettkampfleiterin Corina Kohler bediente sich der Superlative. Das KTF Wyland sei eine Bereicherung für sie, und sie sei stolz auf alle. «So etwas hat Corina noch nie gesehen!», frohlockte sie. In 14 Stunden falle der Startschuss. Allein die 54 Zehnkämpfer würden eine Verdoppelung ge­gen­über 2017 bedeuten. Sie legte den Anwesenden den Besuch des Festumzugs am Sonntag nahe und fragte sich, ob am Schluss des Sektionswettkampfs zum dritten Mal Wangen SZ gewinnen würde.

In der zweiten Stärkeklasse gewann vor sechs Jahren … Dägerlen. Wohl aber ohne Patrick Jola.

577 Vereine, 310 aus dem Kanton

11 Trägervereine aus 7 Gemeinden stehen hinter dem KTF Wyland 2023. Die Vorbereitungszeit dauerte 3,5 Jahre, das Durchschnittsalter im OK ist 35 Jahre. 64'000 Helferinnen- und Helferstunden (die Hälfte zu leisten von den Trägervereinen) sind nötig für Auf- und Abbau sowie den Festbetrieb für knapp 15'000 Turnerinnen und Turner, was ein Viertel mehr ist als 2017 im Tösstal. Sie gehören 577 Vereinen an, 310 davon aus dem Kanton Zürich. Mit 4938 Frauen und Männern wird ein Drittel auf dem Gelände schlafen, in Zelten und in zu Unterkünften umgenutzten Scheunen. Das Budget beträgt 5,5 Millionen Franken. (spa)