Gegen Ende sah das Ganze schon ziemlich gut aus. Bis dahin war es aber ein Lernprozess.
Ich spüre den Muskelkater bereits kommen. Wakeboarden geht in die Arme, insbesondere bei Anfängern wie mir. Doch trotz aller Anstrengung und dem gelegentlichen Gutsch Wasser im Gesicht: Spass ist garantiert.
Einmal war ich bisher Wakeboard gefahren. Das war vor über zehn Jahren in meiner Gymi-Zeit. Damals hatte mich ein Boot bei Kreuzlingen über den Bodensee gezogen. Seit 2018 gibt es für Weinländerinnen und Weinländer allerdings eine kleine, aber feine Alternative ganz in der Nähe, die vielen in der Region wohl kaum bekannt sein dürfte: den Lienipark in Kefikon. Aus sommerlichem Anlass und sportjournalistischem Pflichtbewusstsein unterzog ich die Anlage deshalb einem Selbstversuch.
Eine nationale Seltenheit
Nur ein kurzes Stück südlich von Ellikon an der Thur auf Wiesendanger Gemeindegebiet gelegen, ist der Lienipark mit dem Auto gut erreichbar. Das Wakeboarden ist die Hauptattraktion, doch bietet die Anlage weit mehr, darunter ein Beachvolleyballfeld, ein Fussballfeld, ein Trampolin und sogar ein Kinderbad. Für das leibliche Wohl sorgen Foodtrucks und eine Schirmbar.
Richtig zur Sache geht es aber im von Quellwasser gespiesenen Naturbad im Zentrum. Ein moderner Wakeboard-Lift erstreckt sich über die gesamte Länge, bewegt sich manuell gesteuert hoch und runter und zieht die Wassersporttreibenden so über das Becken. «Eine Anlage, wie wir sie betreiben, ist leider sehr selten in der Schweiz, es gibt nur sieben davon», erklärt Park-Managerin Angela Wyss. Weil die Mitarbeitenden die Geschwindigkeit des Lifts individuell an die fahrende Person anpassen könnten, sei sie auch gut für Anfänger und Kinder geeignet. «Dank dem kleinen Weiher können wir gut coachen, und wir legen auch sehr viel Wert auf guten Kontakt zum Gast im Wasser.»
Aller Anfang ist schwer
Für mein persönliches Coaching zuständig ist an diesem Dienstagmittag Mantao «Manti» Plancherel. Er rüstet mich mit Helm, Schwimmweste und passendem Board aus und erklärt die Grundregeln der Anlage. Dann geht es auch schon los. Wahlweise kann ich aus dem Wasser, sitzend vom Beckenrand oder gleich direkt aus dem Sprung starten. Als Snowboarder ist mir ein Brett an den Füssen keineswegs fremd, ich wage mich deshalb an die mittlere, sitzende Variante.
Es kommt nicht gut. Ist es der Vorfreude oder womöglich der Nervosität geschuldet? Keine Ahnung, jedenfalls fehlt jegliche Körperspannung. Kaum ist Zug auf dem Seil, lande ich auch schon bäuchlings im Wasser. Also doch ein Start aus der schwimmenden Position. Das funktioniert schon wesentlich besser. Bald fahre ich zügig über den kleinen Weiher, während Manti das Tempo des Lifts laufend meiner Fahrweise anpasst.
Am Ende des Beckens wartet aber schon die nächste Schwierigkeit: die Wende. «Die Anlage läuft hin und zurück, die Kurve muss der Fahrer dann selber machen», hatte mich Angela Wyss bereits gewarnt, bevor ich ins Wasser stieg. «Mit etwas Hilfe von uns funktioniert dies sehr gut.» Mein erster Versuch missrät völlig. Das Board taucht unter und ich mit ihm. Und auch beim zweiten Mal haperts.
Man lernt dazu
Doch Manti weiss Rat: «Versuche beim Geradeausfahren unter dem Liftkabel zu bleiben, damit du bei der Boje genügend Distanz hast, um nach aussen zu kanten.» So könne ich Tempo für die Wende aufbauen. Ausserdem solle ich das Brett in der Kurve möglichst flach halten, um besser gleiten zu können, bis der Lift wieder zieht.
Alles klar, denke ich, und nehme mir vor, die Anweisung umzusetzen. Und siehe da, bald schon reihe ich mehrere Längen und Kurven ohne Sturz aneinander. Spätestens jetzt macht die Fahrt richtig Laune.
Nach rund einer Viertelstunde ist der Zauber vorbei. Was nach wenig Zeit klingt, reicht vor allem für Anfänger gut. «Wir empfehlen 15 Minuten pro Person, weil das Wakeboarden sehr anstrengend ist», bestätigt Angela Wyss. «Cool ist natürlich, wenn man in einer Vierergruppe eine Stunde aufteilen und sich so gegenseitig etwas pushen kann.»
Wieder an Land, bin ich ziemlich ausser Puste, und die Arme schwächeln. Doch ich bin glücklich. Die künstlichen Hindernisse im Wasser – es gibt eine sogenannte Tube und einen Kicker (Schanze) – habe ich übrigens ausgelassen, ich bin ja doch noch ein Neuling. Nur ein- oder zweimal steuerte ich versehentlich darauf zu. Aber wer weiss, vielleicht bin ich bei einem nächsten Versuch wagemutiger. Wenn der Muskelkater dann abgeklungen ist.
Wie es mir beim Wakeboarden ergangen ist, sehen Sie in der Bildergalerie oben und im Video unten.
Diesen Muskelkater nehme ich gerne