«Ich hatte mich im Vorfeld schon fast darauf vorbereitet, am Ende wohl nur Zweite zu sein», sagt Jenny Langhard. Denn der Stammheimerin wurde am vergangenen Sonntag für das letzte Rennen der Saison auf Mauritius ein Pferd zugeteilt, das als grösster Aussenseiter im Feld galt. Und in der Zwischenrangliste lag sie gleichauf mit ihrer grössten Konkurrentin, Antonia von der Recke aus Deutschland. Doch das hinderte sie nicht daran, die Überraschung zu schaffen. Mit «The Right Stuff» überquerte sie die Ziellinie als Erste. Nach einem Wettkampf über insgesamt 21 Rennen in zwölf Ländern krönte sich die bald 25-Jährige zur Weltmeisterin im Amateurrennreiten.
«Es bedeutet mir mega viel!», schwärmt sie. Von solch einem Erfolg habe sie immer geträumt. Und dass sie es trotz der schlechten Vorzeichen geschafft habe, erfülle sie mit Stolz. Mit dem Reiten begonnen hat die Teilzeitstudentin bereits 2016. Die nun zu Ende gegangene Saison war die erste vollständige, in der Jenny Langhard offiziell die Schweiz vertrat.
Für ein Wochenende nach Mauritius
Ein zeitintensives Hobby. «Ich verbringe drei Tage an der Pädagogischen Hochschule in Zürich und nutze drei Tage fürs Training», erklärt sie. Die Rennen seien jeweils am Wochenende – mehrheitlich in Europa, aber nicht nur. «Am Freitag reiste ich nach Mauritius, am Sonntag war das Rennen, am Montag ging es zurück nach Hause.» Und mittlerweile drückt sie bereits wieder die Schulbank.
Bezahlt werden die vielen Reisen durch den Schweizer Rennreiterverband, für die Unterkunft vor Ort sorgen die Veranstalter. Nur so sei die Ausübung ihres Sports logistisch möglich und für sie finanziell zu stemmen, sagt die Weinländerin. Und eben: Auch die Pferde werden den Teilnehmenden für jedes Rennen zugeteilt. Die jeweiligen Organisatoren in den Gastgeberländern stellen sie den Reiterinnen zur Verfügung.
Rasch eine Verbindung aufbauen
Die zufällige Zuteilung der Pferde sei eine Herausforderung, mache aber auch einen Teil des Reizes dieses Sports aus, findet Jenny Langhard. «Man muss in kurzer Zeit eine Verbindung zum Tier aufbauen.» Für die Stammheimerin kein Problem. «Ich war schon immer von Pferden fasziniert.»
In der Schweiz sei Rennreiten eine Randsportart, das Interesse entsprechend gering. Nicht aber im Ausland, etwa auf Mauritius im Indischen Ozean, wo es einen wesentlich höheren Stellenwert habe. «Dort herrscht eine ganz andere Atmosphäre, es spielen völlig andere Emotionen mit», so Jenny Langhard.
Sie selbst schätzt am Rennreiten insbesondere das Zusammenspiel von Mensch und Tier, von Geschwindigkeit und Taktik. «Letztere war wohl auch entscheidend, dass wir den Sieg geholt haben», glaubt sie. Es war bereits der fünfte der Saison, hinzu kommen ebenso viele weitere Podestplätze. Die Art und Weise, wie der abschliessende und wichtigste Triumph zustande kam, mag überraschend sein, doch den Weltmeistertitel hat Jenny Langhard definitiv nicht gestohlen. Anhand ihrer Leistungen ist er wohlverdient.
Mit Aussenseiter zum Weltmeistertitel
Reiten - Jenny Langhard ist Weltmeisterin! Die Stammheimerin entschied das letzte Rennen auf Mauritius für sich und holte sich damit den Gesamtsieg. Dabei hatte es die Pferdezuteilung nicht gut mit ihr gemeint.
Manuel Sackmann (msa)
Publiziert: 16. Dezember 2022
Lesezeit:
3 min
Mit Aussenseiter zum Weltmeistertitel