An ihrem Körper ist kein überschüssiges Gramm Fett auszumachen. Kein Wunder, denn Katarina Langhart trainiert hart und achtet penibel genau darauf, was sie isst. Jede Mahlzeit wird exakt abgewogen. Seit nun acht Monaten ist die 24-Jährige auf Diät. «Eigentlich esse ich jeden Tag in etwa dasselbe», sagt sie. Haferflocken am Morgen, danach Kohlenhydrate, meist in Form von Kartoffeln, Proteinquellen wie Fleisch, Quark oder Proteinpulver, gesunde Fette wie Nüsse und dazu Gemüse und Früchte.
Das hat einen guten Grund: Die Stammheimerin ist Natural-Bodybuilding-Athletin. «Natural» bedeutet, dass Doping jeglicher Art tabu ist. Kontrolliert wird das an Wettkämpfen unter anderem mit Lügendetektoren- und Urintests. «Es ist nicht nur ein Hobby, sondern ein Lifestyle», sagt Katarina Langhart. Verleidet sind ihr die immer gleichen Menüs nicht. «Ich liebe die Gerichte.» Zudem sei es nur ein Verzicht über eine begrenzte Zeitdauer und für ein bestimmtes Ziel. «Danach kann ich, wenn ich das Bedürfnis habe, auch wieder anderes essen.»
Weil im Natural Bodybuilding auf Steroide und Ähnliches verzichtet werde, sei es kein ungesunder Sport, sagt sie, gibt aber zu: «Die letzten zwei Monate vor einem Wettkampf sind nicht optimal.» Denn dann gehe es darum, den Körper «so leer wie möglich» zu machen, nur um ihn dann unmittelbar vor dem grossen Tag wieder aufzupumpen. Alles für den perfekten Look auf der Bühne.
Ein Mix aus Härte und Rundungen
Katarina Langhart startet in der sogenannten Bikini-Klasse. «Das ist eine noch sehr feminine Kategorie.» Die Wettkämpferinnen sollen noch weiblich aussehen. Runde Schultern, sichtbare Streifungen in den Muskeln und eine schöne Rückenmuskulatur seien gefragt, aber von allem nicht zu viel. Ein Mix aus Härte und Rundungen. «Mein Oberkörper ist schon fast an der oberen Grenze.» Deshalb habe sie auch das Training etwas umgestellt und mehr auf Beine und Kardio gesetzt. Ebenfalls wichtig sind Haare und Make-up. Die künstliche Bräunung der Haut sorgt dafür, dass die Muskeln besser sichtbar werden.
Auf der Bühne gilt es, vorgegebene Posen einzunehmen und zu halten. 45 Minuten kann so ein Auftritt locker dauern. Eine Jury begutachtet die Athletinnen und bewertet sie. Fühlt man sich da nicht ein bisschen ausgestellt? «Diese Frage kann ich nachvollziehen, und ich habe sie mir von aussen betrachtet auch schon gestellt», erklärt die hauptberufliche medizinische Praxisassistentin. «Aber wenn man selbst in der Szene aktiv ist, präsentiert man seinen Körper sehr gerne.» Schliesslich sei er das Resultat monate- oder gar jahrelanger harter Arbeit, von Durchhaltewillen und mentaler Stärke. «Darauf darf man stolz sein», ist Katarina Langhart überzeugt.
Auch der Auftritt auf der Bühne ist anstrengend. Denn während der gesamten Zeit sind die Muskeln angespannt. «Nach der Schweizer Meisterschaft hatte ich zwei Wochen lang Muskelkater», sagt sie lachend.
Für die WM qualifiziert
Doch es hat sich gelohnt. Die 1,60 Meter grosse Bodybuilderin gewann sowohl die Bikini-Klasse bis 1,65 Meter als auch die Gesamtwertung aller Grössenkategorien. Als Lohn qualifizierte sie sich für die Weltmeisterschaft, die am kommenden Wochenende in Boston, USA, stattfindet. «Es ist surreal, ich kann es kaum glauben.» Dass es gleich in ihrer ersten Saison so gut laufe, sei ein Traum. Und eine Bestätigung, dass sie auf dem richtigen Weg sei. «Andere arbeiten jahrelang darauf hin.»
Morgen Mittwoch fliegt sie nach Amerika. Begleitet wird sie von ihrer Mutter und ihrem Gotti. Ihre Familie habe sie schon unterstützt, als sie vor zwei Jahren mit dem Muskelaufbau begonnen habe – wenn auch anfangs zögerlich. «Ich war immer eher schmal, daher fiel die Veränderung auf», erklärt Katarina Langhart. Da sie aber allgemein ein sportliches Umfeld habe, sei der Support da gewesen. «Mit den ersten Wettkampferfolgen wurde den meisten aber erst richtig klar, wie wichtig mir das Bodybuilding tatsächlich ist.»
Schon immer sportlich
Dazu gekommen ist sie per Zufall. Früher ritt sie, spielte Fussball und tanzte in einer Rock’n’Roll-Formation. Als sie in der Lehre war, suchte sie dann aber einen Sport, den sie unabhängiger ausüben konnte. Sie fand ihren Ausgleich im Fitness, startete einen Instagram-Kanal und wurde bald von jemandem aus der Szene angeschrieben, der in ihr Potenzial sah. Der Rest ist Geschichte.
Für die WM hat Katarina Langhart nun ein Crowdfunding gestartet, zur Finanzierung des Flugs und des Wettkampfs. «Bodybuilding ist ein teurer Sport», sagt sie. Startgebühren, Training, Reisen, Haare und Make-up, Ernährung, Trainer – alles kostet Geld. Zu verdienen gibt es in dieser Randsportart wenig, und Vereine oder Verbände, die Unterstützung bieten könnten, existieren in der Schweiz nicht.
Wie es nach der WM weitergeht, weiss die 24-Jährige noch nicht. Sie werde sicher weiter trainieren, sich in Bezug auf die Ernährung aber mehr gönnen. «Der Körper braucht Erholung nach diesen langen Strapazen.» Sie freue sich darauf, wieder einmal auswärts essen zu gehen und mehr Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Ob sie eine weitere Saison machen will, lässt Katarina Langhart offen, sagt aber auch: «Es brennt schon wieder unter den Nägeln.»
Sie lässt die Muskeln spielen