Ski tragen war gestern

Wintersport - Jörg Mostert war es leid, seine Ski durch den Hauptbahnhof tragen zu müssen. Also schaffte der Rheinauer kurzerhand Abhilfe. Angefangen hat alles mit einem 3D-Drucker.

Manuel Sackmann (msa) Publiziert: 08. Dezember 2023
Lesezeit: 4 min

Schleppst du noch, oder rollst du schon? Etwa so könnte der Slogan in Anlehnung an einen blau-gelben Möbelriesen lauten. Denn genau auf diese Weise schafft Jörg Mosterts Produkt Abhilfe. Skimover heisst es und funktioniert denkbar einfach: Die Bretter draufstecken, die Schlaufe umbinden – und schon ist das Tragen der Ski Geschichte. Fortan lassen sie sich bequem auf Rädern ziehen.

«Ich bin beruflich schon viel mit dem Auto unterwegs, da nehme ich für die Winterferien gerne den ÖV», so der gelernte Koch, der heute im Aussendienst tätig ist. Sein Wintersportgerät durch den Hauptbahnhof zu schleppen, sei ihm auf Dauer aber zu mühsam gewesen, also habe er sich einen 3D-Drucker gekauft und kurzerhand selbst eine Art Wägelchen produziert. Die ersten Versuche waren noch nicht von Erfolg gekrönt. «Es hielt knapp 20 Meter», sagt der Rheinauer lachend. Die einzelnen Teile seien schlicht zu dünn und dadurch zu wenig robust gewesen.

Bestehendes optimiert
Doch die Idee einer Vorrichtung, mit der Ski komfortabel und ohne grossen Kraftaufwand über jegliche Unterlagen transportiert werden können, liess Jörg Mostert nicht mehr los. Gemeinsam mit seiner Frau entwickelte er den Gedanken weiter, und schon bald stand die Frage nach der Patentierung an. «Gesehen hatte ich bis dahin noch nichts Vergleichbares.» Also habe er gedacht, er sei der Erste mit einer solchen Idee.

Dass dem bei Weitem nicht so ist, zeigte die vierstündige Prüfung durch das Eidgenössiche Institut für Geistiges Eigentum (IGE). Ein Dämpfer. Denn: «Wenn es solche Geräte schon gibt, man sie aber kaum sieht, ist es wohl kein Geschäft», dachte er. Doch aufgeben wollte er nicht. «Mir fiel auf, dass bestehende Produkte meist zu gross, zu schwer, zu kompliziert und somit schlicht nicht praktikabel waren.» Und genau in dieser Beziehung kann Skimover punkten.

Die nützlichen Rollen gibt es in verschiedenen Ausführungen, alle können einfach und schnell zusammengesteckt werden. Die grösste ist besonders flexibel. Durch den simplen Austausch eines Adapters kann sie nicht nur für Ski, sondern auch für Stand-Up-Paddleboards (SUP) verwendet werden. Die kleinste Variante ist dafür so kompakt, dass sie nach Ankunft auf der Skipiste problemlos in der Jackentasche verstaut werden kann. Angenehmer Nebeneffekt: «Dadurch, dass man die Ski nicht mehr tragen muss, werden auch die Handschuhe und die Jacke vor Dreck und den scharfen Kanten geschützt.» Im Unterschied zu sperrigen Ski­taschen passt Skimover zudem gut in die Skiständer in den SBB-Zügen.

Selbst in Frankreich bekannt
Seine ersten Schritte in den Vertrieb seines Produkts machte Jörg Mostert in Kloten. «Ich ging dort ins Stöckli-Geschäft und stellte Skimover vor.» Der Schweizer Skihersteller war sofort begeistert und erlaubte ihm einen temporären Shop im Shop. Heute ist das Produkt online und über zahlreiche Wintersport- und SUP-Händler verfügbar. Selbst in Frankreich, wo der Rheinauer eine Messe besuchte, seien die Rollen bereits bekannt, sagt er. Und auch im Zürcher Hauptbahnhof werde er regelmäs­sig von Passanten gefragt, wo sie zu kaufen seien.

Ein einzelner 3D-Drucker im Weinland reicht für die erhöhte Nachfrage natürlich nicht mehr aus. Heute entstehen die Wägelchen mit Rädern im Spritzgussverfahren, produziert werden sie aber nach wie vor zu 100 Prozent in der Schweiz. Deswegen sind sie auch nicht ganz günstig. Die Preise reichen von 65 bis rund 160 Franken. «Dafür sind sämtliche Teile einfach ersetz- und reparierbar», erklärt Jörg Mostert.

Aktuell gibt es Skimover für die namensgebenden Ski und für SUP. Ob die Produktpalette in Zukunft ausgebaut wird, ist noch offen. Denkbar sei allenfalls eine Konstruktion für Kajaks.

Bei den Löwen in der Höhle 
Je bekannter das Produkt, desto grös­ser der Aufwand. «Als ich damit angefangen habe, ging es aufgrund von Corona und Kurzarbeit gut.» Mittlerweile arbeite er aber wieder Vollzeit, weshalb ihm die Zeit etwas fehle. Jörg Mostert meldete sich deshalb für die Investorensendung «Die Höhle der Löwen» auf einem Schweizer Privatsender an. «Meine Frau und ich gingen mit dem Ziel dahin, allenfalls einen zusätzlichen Absatz­kanal zu gewinnen oder vom Netzwerk der ‹Löwen› zu profitieren.» 

Ganz nach Plan sei ihr Auftritt zwar nicht gelaufen. Aufgrund langer Wartezeit und steigender Nervosität hätten sie den eingeübten Text vergessen, sodass der Einstieg dann etwas holprig war. Das sei aber nicht weiter schlimm, mit der Zeit hätten sie sich dann doch noch gefangen, nimmt es Jörg Mostert gelassen. Ob es mit einem Deal geklappt hat, zeigt die Folge, die am kommenden Dienstag auf 3plus ausgestrahlt wird.

www.skimover.ch