Yves Langhard im Einsatz gegen Grossbritannien.
Dass die Schweiz im dänischen Vejle dabei sein konnte, war keine Selbstverständlichkeit. Ganze 16 Jahre hatte sich das Wheelchair-Rugby-Nationalteam gedulden müssen, ehe es wieder mit einer Teilnahme an der Weltmeisterschaft klappte. Da überrascht es nicht, dass das Turnier im Oktober mit einer Ausnahme für alle Spieler eine persönliche Premiere war.
Das gilt auch für den 24-jährigen Yves Langhard und den zwei Jahre älteren Samuel Schwarz. Während Ersterer schon länger auf internationalem Niveau spielt und bereits drei Europameisterschaften absolvierte (AZ vom 11.10.2019), ist Letzterer erst seit Kurzem dabei. Die beiden Stammheimer verbindet eine gemeinsame Geschichte, hatten sie sich doch schon vor ihren jeweiligen Unfällen gekannt, die sie in den Rollstuhl zwangen.
«Die Umstände sind zwar doof», sagt Yves Langhard. «Aber es ist auch cool, den Sport mit jemandem ausüben zu können, den man schon lange kennt.» Die beiden haben sich mit ihrer veränderten Situation arrangiert und unterstützen sich gegenseitig – sowohl auf als auch neben dem Spielfeld. Mittlerweile wohnen sie gemeinsam in einer WG in ihrem Heimatdorf. «Das funktioniert sehr gut», findet Yves Langhard.
Sportlich mehr erhofft
Da es die Premiere auf höchster Stufe war, wird die Weltmeisterschaft in Vejle den Stammheimern natürlich besonders in Erinnerung bleiben. Aus sportlicher Sicht war der Schweizer Auftritt hingegen bescheiden. «Es lief leider nicht so gut», bestätigt Yves Langhard. Ein Sieg wollte trotz insgesamt sieben Spielen nicht gelingen. In der Rangliste belegt die Schweiz den zwölften und letzten Rang. Das sei enttäuschend.
«Wir starteten als Aussenseiter ins Turnier», weiss der 24-Jährige. «Dennoch hatten wir uns mehr erhofft.» Die Möglichkeiten waren da, mit der gezeigten Leistung auf dem Platz ist er grundsätzlich zufrieden. Und viel fehlte nicht zu einem besseren Resultat. «In beiden Platzierungsspielen um die Ränge 9 bis 12 verloren wir nur knapp.» Die Schweiz unterlag zuerst Kolumbien mit 44:49 und danach Brasilien mit 44:48.
Yves Langhard, der nebenbei als Handballtrainer bei seinem Ex-Verein HC Stammheim amtet, hat eine Vorstellung, woran es gelegen haben könnte. «Es mangelt uns noch an internationaler Erfahrung», glaubt er. Viele wichtige Spieler hätten in jüngerer Vergangenheit aufgehört, das Team befinde sich im Umbruch. In der neuen Zusammensetzung müssten sie sich erst wieder finden.
Doch er ist zuversichtlich. In zwei bis drei Jahren sei vieles möglich. «Dann würden wir diese Spiele gegen Kolumbien und Brasilien gewinnen», ist er überzeugt. Da trifft es sich gut, dass die Weltmeisterschaft alle vier Jahre stattfindet. Man darf also gespannt sein, ob der Zeitplan der Schweizer aufgeht.
Schweizer Meisterschaft beginnt
Die WM ist zwar vorbei, doch für Yves Langhard und Samuel Schwarz geht es erst richtig los. Am Wochenende beginnt in Nottwil LU die Schweizer Meisterschaft, in der sie mit den Blue White Eagles aus Zürich um den Titel kämpfen.
Interessierten, die Wheelchair Rugby einmal live miterleben wollen, bietet sich Mitte April eine gute Chance in der Nähe. Eigentlich hätte dann in Embrach gespielt werden sollen, doch weil die Halle nicht zur Verfügung steht, ist noch unklar, wo der Saisonabschluss stattfinden wird. «Es wird aber sicher im Raum Zürich sein», so Yves Langhard.
Infos: www.wheelchairrugby.ch
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