Einzelinitiative verlangt Ausbau
Einen exakten Halbstundentakt auf der Linie Winterthur–Schaffhausen mit Ausbau auf Doppelspur, eine Verbindung dieser Linie mit jener nach Stein am Rhein, wobei die neue Thurbrücke nordöstlich von Andelfingen von beiden befahren werden soll, neue Haltestellen in Waltalingen, Gütighausen, Kleinandelfingen und Veltheim – dies fordert Linus Meier aus Adlikon mit einer Einzelinitiative. Der Regierungsrat soll dem Kantonsrat eine kreditschaffende Vorlage unterbreiten. Eine Verbindung der beiden Linien sei in den 50er-Jahren angeregt, 1988 behandelt und sowohl von der SBB als auch dem Kanton «als machbar und gerechtfertigt beurteilt» worden, begründet er. Die jetzige Sperrung der Linie S29 (siehe Haupttext) solle zum Anlass genommen werden, die Situation zu prüfen. (spa)
1,5 Millionen Franken kostet die Sofortmassnahme. Ab Mai und bis voraussichtlich Ende Juli werden laut Mitteilung der SBB vom Dienstag zwischen den Schienen der Thurbrücke Ossingen zusätzliche, kreuzförmige Stahlverbindungen angebracht. Diese würden die seitlichen Kräfte des fahrenden Zugs aufnehmen und so die Brücke stabilisieren. Auch die Betonplatten des Wanderwegs über die Brücke würden ausgetauscht.
Nach Ende der Bauarbeiten kann laut SBB die Brücke von den Zügen wieder mit normaler Geschwindigkeit befahren werden – bis zur Komplettsperre am 22. Januar wurde das Tempo jeweils reduziert. Gesperrt wurde die Brücke auf der Linie der S29 zwischen den Bahnhöfen Thalheim-Altikon und Ossingen, weil der Tragesicherheitsnachweis nach der Herabsetzung von der vierten auf die fünfte und somit unterste Zustandsstufe nicht erbracht werden konnte. Auch der Zustand von Korrosionsstellen hatte sich verschlechtert («AZ» vom 26.1.2021 und 5.2.2021).
Dass ab August wieder Züge über die Thur fahren, heisst jedoch nicht, dass nun alles in Ordnung ist. Längerfristig seien weitere Arbeiten an der 145 Jahre alten und denkmalgeschützten Stahlbrücke notwendig, schreibt die SBB. In den nächsten Jahren soll deshalb ein Projekt zur dauerhaften Instandsetzung erarbeitet werden. Zur Erinnerung: Im Ausbauschritt 2023 für die Eisenbahninfrastruktur hat der Bundesrat die Beschleunigung der Strecke Zürich–Winterthur–Stein am Rhein beschlossen («AZ» vom 19.3.2021). Bis zur Wiederaufnahme des Bahnbetriebs verkehren weiterhin Ersatzbusse zwischen Thalheim-Altikon und Stein am Rhein.
Bahnhöfe top, Strecke flop?
Dass die Bahn wieder fahre, sei «tipptopp», sagt Martin Farner-Brandenberger. Der ganze Prozess sei aber «unbefriedigend», moniert der FDP-Kantonsrat (Stammheim) auch mit Blick auf die Antworten des Regierungsrats zu einer Anfrage. Mit den anderen Weinländer Kantonsräten hatte er Fragen zur Dauer der Abklärung, zu Bedingungen für einen Betrieb, zu Alternativen oder zu vernachlässigten Restaurierungen forumuliert. Der grösste Teil wurde nun zusammenfassend mit «Gegenstand der laufenden Untersuchung» beantwortet.
Nicht besser macht, dass von allen Bahnbrücken im Kanton über Flüsse, Strassen und Personendurchgänge 20 (rund 2 Prozent) der zweituntersten Zustandsklasse zugeordnet sind und bloss eine der fünften und letzten: Ossingen. Für Martin Farner hat die SBB das Unterhaltsprogramm im ZVV-Netz verschleppt. Bahnhöfe würden ausgebaut, die Strecke, an der sie liegen, aber geschlossen, wundert er sich.
Ähnlich äussert sich Thomas Feer (Stammheim) von der IG S29. Die SBB habe in Bahnhöfe und -schranken investiert, in Streckenautomation und Trassees. Zentrale Anlagen mit einem Betriebsrisiko seien in der Planung aber «anscheinend vergessen gegangen». Um genau eine solche Anlage handelt es sich bei der Fachwerkbrücke, die «schon früher in einem auffälligen Zustand war» und deshalb «eine aufmerksame Begleitung» gebraucht hätte.
Trotz verschiedener Prüfungen seit 2019 habe die SBB keinen Plan gehabt, um einen Betriebsunterbruch zu verhindern. Nun habe sie endlich einen, doch die zeitliche Prognose stimmt Thomas Feer nachdenklich. Ein halbes Jahr Sperrung sei «sehr lang», sagt er und hat ausgerechnet: Reisende hätten allein in den ersten drei Monaten rund eine Arbeitswoche zusätzliche Zeit in den Transport investiert.
Er begrüsst im Namen der IG S29 zwar die Massnahmen, wünscht sich aber «mehr Aufmerksamkeit für die echten Betriebsrisiken auf unserer Strecke». Und platziert einen Seitenhieb in Sachen Randregion: Wäre die Brücke Teil einer Schnellzugstrecke, «hätte die SBB ein grosses Problem erlebt».
Ab August fahren wieder Züge