AZA und Badi: Gemeinsame Sache

Andelfingen - In der neuen Flutungs­anlage im Ausbildungs­zentrum Andelfingen (AZA) werden ab Mitte April Ernstfälle bei Überflutungen trainiert. Und an drei Wochenenden im Juli wird die Anlage testweise zur abenteuerlichen Erweiterung der Badi.

Silvia Müller (sm) Publiziert: 01. April 2025
Lesezeit: 4 min

Das sind Dimensionen! 23 Meter ragt der Wasserturm in den Himmel über dem Andelfinger Niederfeld. Daneben sieht der AZA-Chef Bruno Litschi trotz seiner gelben Sicherheitsjacke geradezu winzig aus. Die riesige Flutungsanlage funktioniert wie diese niedlichen Zimmerbrunnen, deren Wasser in ewigem Kreislauf hochgepumpt wird, um dekorativ ins Gefäss zurückzuflies­sen. Mit dem Unterschied, dass dieser Turm 350 000 Liter fasst und nicht für Dekozwecke steht. Er dient zur Ausbildung von Rettungskräften bei Überflutungen. Und diesen Sommer versuchsweise als abenteuerliche Erweiterung der Gemeindebadi.

Wenn Feuerwehren und Rettungskräfte in der neuen Anlage Überflutungen trainieren, steigt das Wasser kontrollierbar aus einem Schacht am Fuss des Turms. Es fliesst in eine Rampe mit Seitenwänden, die den Bau rundum einfassen, und dringt von dort aus in mehrere Räume. Diese sehen aus wie Keller und Tiefgaragen, also wie die Räume, die bei Unwettern typischerweise überflutet werden.

Die Idee kam ihm erstaunlich spät

Das 1972 eröffnete Ausbildungszentrum ermöglicht Übungen in realitätsnah nachgebauten Trümmerfeldern und Brandhäusern. Die Flutungsanlage ist die neueste Erweiterung und eine Reaktion auf die Tatsache, dass Extrem­wetter­er­­eignisse mit Hoch­wasserfolgen markant häufiger werden.

Entsprechend wichtig ist diese Übungsinfrastruktur für alle Körperschaften, die im Umgang mit Naturgefahren ausgebildet werden müssen. «Dass diese Flutungsanlage gleichzeitg das Potenzial zu einem wahren Publikumsmagneten hätte, dämmerte mir erst recht spät während der 19-monatigen Bauzeit», erzählt Bruno Litschi. «Damit der perfekt kontrollierbare Wasserfluss als Abenteuer-Wasserbahn genutzt werden könnte, braucht es nämlich tatsächlich nur einige wenige Sicherheitsvorkehrungen, hauptsächlich Prellpolster.»

Erlaubnis aus dem Regierungsrat

Doch Bruno Litschi muss jede Art von Freizeitnutzung auf dem Areal mit dem kantonalen Amt für Militär- und Zivilschutz absprechen. «Solche Bewilligungen werden höchst restriktiv erteilt. Deshalb machte ich mir auch für meine Idee zunächst keine grossen Hoffnungen.» Er habe dann tatsächlich «zwei Anläufe nehmen und bei Amtschef Thomas Bär und bei Sicherheitsdirektor Mario Fehr Überzeugungs­arbeit leisten» müssen. «Letztlich stimmten beide zu: Dies sei eine sympathische Gelegenheit, der Weinländer Bevölkerung für mittlerweile 53 Jahre gute Nachbarschaft mit dem AZA zu danken.»

Zum Schwierigsten gehörte bis jetzt, freie Wochenenden
zu finden.

Die von der Sicherheitsdirektion vorgegebenen Nutzungsbestimmungen waren nur einige der Hindernisse. Als wahrer Knackpunkt erwies sich die Buchungsagenda, die Bruno Litschi selbst führt: «Das Ausbildungszentrum ist während des Jahres zu 95 Prozent ausgelastet.» Unter der Woche seien normalerweise Zivilschutz und Militär da, und an den Wochenenden Feuerwehren aus dem ganzen Kanton. Der Vorschlag, das Areal teilweise abzusperren und es gleichzeitig für Übungen und für den Badebetrieb zu nutzen, hatte aus Sicherheitsüberlegungen keine Chance. So blieben 2025 für den Pilotversuch mit der Badi Andelfingen tatsächlich nur drei Wochenenden in den Sommerferien übrig.

Versuchssaison mit Badi vereinbart

Beim Badi-Team und beim Andelfinger Gemeinderat stiess Bruno Litschis Idee auf Begeisterung. Noch sind nicht alle Details aufgegleist, doch klar ist: Wer an jenen Tagen ein Ticket für die Badi kauft, kann damit ins AZA hinüberwechseln und dort die Wasserrampe als Abenteuerbahn benutzen. Dazu eignen sich Schwimmbretter; die Badikommission kläre zurzeit ab, ob sie welche mieten solle oder nicht.

«Wir wissen alle schlicht nicht, wie gross die Nachfrage werden könnte. Immerhin sind es der Strasse entlang doch 450 Meter Fussweg an der prallen Sonne», sagt Bruno Litschi. Der direkte Weg über das Feld wäre nur halb so lang, müsste aber gemäht und markiert werden, und für den Landwirt müsste der Zeitpunkt natürlich auch stimmen. «Für dieses erste Testjahr ist unser Motto daher: Keep it simple!» Falls dann die Nachfrage stimme und der Anlass eine gefreute Sache werde, könne man «ab 2026 vielleicht mit der etwas grösseren Kelle anrichten».

Zusätzliche Ideen werden Bruno Litschi inzwischen sogar zugetragen. So würde der Schweizer Verband der Rikscha-Freunde jeweils an den Samstagen ein paar Rikscha-Taxis zur Verfügung stellen. Und ein Bauunternehmen würde aussen am Wasserturm eine Rutschbahnspirale finanzieren, sofern es dort permanente Werbefläche bekäme. «Doch beides ist aus unserer Sicht noch Zukunftsmusik», sagt Bruno Litschi. Er und alle Beteiligten vor Ort wollen abwarten, ob der erste Versuchsbetrieb überhaupt mit Freude und Erfolg belohnt wird.

Wasserattraktion im AZA

Vom 12. bis 27. Juli, jeweils samstags und sonntags: Wasserattraktion im Ausbildungszentrum AZA, Niederfeldstrasse 3, Andelfingen. Am 1. April um 16 Uhr gibts Freitickets auf der Redaktion der AZ (Landstrasse 70).