Bald ist Besuchstag beim Froschtaxi

Stammheim - Momentan bremst die nächtliche Kälte die Wanderlust der Amphibien. Doch am Samstag dürfte alles klappen für den Besuchstag beim Stammer Froschtaxi-Team. Willkommen sind alle – Hauptsache, man ist warm angezogen und interessiert.

Gabriela Bachmann, Präsidentin Naturnetz Stammertal Publiziert: 18. Februar 2025
Lesezeit: 3 min

«Frösche wandern. Wir helfen!» steht auf dem Plakat an der Hauptstrasse von Stammheim Richtung Etzwilen. Frösche, Kröten und Molche wandern jeweils im Februar und März zu ihren Laichgewässern, um sich dort fortzupflanzen. Die Dauer der Zugsaison hängt vom Wetter ab. Unter vier Grad Celsius sind Amphibien «gefrostet» und damit praktisch bewegungsunfähig.
 
Eine der Zugstrecken führt ausgerechnet über die Kantonsstrasse im Waldstück zwischen Stammheim und Etzwilen. Die Tiere wollen vom Stammerberg hinunter ins Seewädeli, ein Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Glück hatten in der Vergangenheit jene Tiere, die heil über die Strasse kamen.
 
Denn auch Frösche, die gar nicht unter den Reifen landen, sterben. Der Luftdruck schnell fahrender Autos zerquetscht ihre Organe, die feinen Strukturen platzen und werden aus dem Körper gedrückt. Hier hilft nur: Schritttempo fahren und Umfahrungen beachten.

Seit 2019 betreuen private Helfende und solche aus Gemeinde, Forst und Jagd diese Zugroute – allen gebührt ein herzlicher Dank. Naturnetz Stammertal betreibt das «Froschtaxi». In gut 200 Stunden pro Saison bringen rund 25 Helfende jeweils etwa 2000 Frösche, Kröten und Molche sicher über die Stras­se, um die Population der geschützten und bedrohten Tierarten zu bewahren. Stammheim gehört zu den grösseren Zugstellen im Kanton und trägt mit der speziellen Art des Springfrosches, der weiter südlich kaum mehr vorkommt, eine besondere Verantwortung. An dieser Zugstrecke sind die Amphibientunnels geplant, die bis Ende 2030 umgesetzt werden sollen. Sie bieten den Tieren auch auf dem Rückzug Schutz.

Amphibien wandern zum Schutz vor Fressfeinden in der Dunkelheit. Dabei stossen sie an den betreuten Zugstellen auf den etwa 40 Zentimeter hohen «Froschzaun», suchen diesem entlang einen Durchschlupf und fallen in einen der Fangkessel, die im Abstand von 15 Metern vergraben sind. Täglich frühmorgens sammeln Helfende die Tiere ein und bringen sie sicher über die Stras­se. Der Rückzug der Amphibien ins Wintergebiet hingegen zieht sich über Monate hin. Die Tiere müssen ihn darum allein bewältigen. 

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Das Erdkrötenweibchen trägt sein Männchen huckepack ins Laichgebiet. | zvg

Aha-Momente und lebendiger Schatz

Am Besuchsmorgen laufen wir gemeinsam auf dem Waldweg die schon frühmorgens gepflegte Zugstrecke ab, zeigen unsere Arbeit, beantworten Fragen und geniessen den Aufenthalt im Wald. Die Kinder suchen die kleinen Spielzeugfrösche, die für sie auf der Strecke ausgelegt worden sind, und bekommen Antworten. Warum gibt es eine Lücke im Zaun? Damit die Wildschwein-Frischlinge die Stelle passieren können. Warum sind auf der Aussenseite des Zauns Rampen angebracht? Als Brücken für die bereits rückwandernden Tiere und andere Kleinlebewesen.
 
Der krönende Abschluss: Die volle Sammelkiste vom Morgen wird in die Mitte gestellt. Wir lauschen den Krötenrufen und öffnen dann den Kistendeckel. Oh! Erdkröten, Gras- und Springfrösche und einige Bergmolche: Sie alle wollten diese Nacht die Strasse überqueren! Wir bestaunen die Tiere von ganz nah. Am Ende dürfen alle eine Kröte im eigenen Kessel über die Stras­se bringen und freilassen. Oft hat das Tier bis dahin bereits einen Namen erhalten, und so fällt der Abschied von «Berta» dann durchaus auch etwas schwer. Trotzdem ist es ein Augenblick des Glücks und der Zufriedenheit.

Ob die Besichtigung am Samstag, 22. Februar stattfindet, ist wetterabhängig. Interessierte informieren sich ab Mittwoch online