«Der Bankneubau in Oberstammheim kann starten», schreibt die Leihkasse Stammheim AG in einer Mitteilung. «Wir freuen uns, diesen Meilenstein erreicht zu haben.» Sie hat das Nachbargebäude gekauft, das ehemalige Schuhhaus Wattinger («AZ» vom 30.11.2018), und zieht dort ihr BankÂgebäude mit drei Mietwohnungen hoch. Anfang Oktober wurde mit dem Abbruch begonnen, drei Monate später als geplant.
Grund fĂĽr die Verzögerung war ein Rekurs. Der ZĂĽrcher Heimatschutz (ZVH) hatte den Baurechtsentscheid verlangt und gegen das am 20. Mai erteilte Baugesuch Einsprache erhoben, schliesslich aber mit der Leihkasse eine Einigung erzielt. Im EingangsÂbereich sind marginale bauliche Ă„nderungen notwendig, sprich eine zusätzliche Säule muss erstellt werden. Und die Bank verzichtet auf die PhotovolÂtaikanlage auf der SĂĽdseite des Daches. Diese hätte den Strom erzeugt, den sie tagsĂĽber braucht.
Gemeinde störte sich nicht daran
Nach diesen Zugeständnissen hat der ZVH den Rekurs zurĂĽckgezogen, die Baubewilligung wurde rechtskräftig. Die Gemeinde Stammheim hatte sich nicht an der PV-Anlage gestört. Gemäss gĂĽltiger Bauordnung von Oberstammheim sind «EnerÂgieÂgewinnungsÂanlagen an wenig einsehbaren Gebäudeteilen zulässig» (Art. 11, Punkt 10) und somit bewilligungsfähig, wie Gemeindeschreiber Christian Noth sagt. Beim Bankgebäude wäre dem Rechnung getragen gewesen; die SĂĽdseite des Daches ist dem Dorfkern abgeneigt.
Wie bei einem Weiterzug entschieden worden wäre, bleibt offen – mit der Einigung verzichtete die Leihkasse auf einen Gang vor das Baurekursgericht mit ungewissem Ausgang, vor allem aber auf eine weitere Verzögerung. Solarzellen verhindern auf einem Neubau, in dem der Strom dann gebraucht wird, wenn er tatsächlich produziert wird – ist das sinnvoll? Martin Killias, Präsident des ZĂĽrcher Heimatschutzes, kennt die SiÂtuaÂtion vor Ort und sagt auf Anfrage, der Heimatschutz habe seine Haltung bezĂĽglich national geschĂĽtzter Ortsbilder präzisiert. FĂĽr diese gelte konsequent ein «Njet». Wegen der Rechtsgleichheit. WĂĽrde sein Verband bei der Bank Ja sagen, beim Nachbarn aber hart bleiben, wäre dies nicht zu rechtfertigen.
Einerseits beurteile der ZVH, wie wertvoll ein Gebäude sei, was jedes Mal ein Einzelfall, bei einem Neubau aber an sich kein Problem sei. National geschützte Ortsbilder jedoch dürften nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Eine Solaranlage würde aber genau das bedeuten, weshalb sie das «durchziehen» müssten.
FĂĽr das Weinland mit seinen national (Andelfingen, Benken, Berg am Irchel, Flaach, Marthalen, Ossingen, Rheinau, Stammheim) und regional (Dachsen, Dorf, Feuerthalen, Flurlingen, Laufen-Uhwiesen, Kleinandelfingen) geschĂĽtzten Ortsbildern heisst das: Die EnerÂgieÂwende muss anderswo stattfinden.
Michael Tanner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Leihkasse StammÂheim, rechnet mit einer Bauzeit von rund 20 Monaten – gleich lang, wie die Planung gedauert hat.
Bank baut ohne Photovoltaik – Heimatschutz will es so
Stammheim - Die Leihkasse bekommt die präzisierte Haltung des Zürcher Heimatschutzes bezüglich geschützter Ortsbilder zu spüren. Um endlich bauen zu können, verzichtet sie darauf, ihren Strom selber zu produzieren.
Roland Spalinger (spa)
Publiziert: 30. Oktober 2020
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2 min
Bank baut ohne Photovoltaik – Heimatschutz will es so