Bekenntnis zu(r) Rheinau

Rheinau - Am Rand des PUK-Areals entsteht ein neues Gebäude für die mittlere Sicherheit mit 39 Betten und 80 Arbeitsplätzen. Am Dienstag wurde die Bevölkerung informiert, im Sommer 2026 sollen die Bagger auffahren.

Roland Spalinger (spa) Publiziert: 11. April 2025
Lesezeit: 4 min

Klinik und Rhein­au gehören zusammen. Seit 1867 das Kloster aufgehoben worden sei, «steht die Bevölkerung zur Klinik» und bringe dieser viel Goodwill entgegen, sagte Gemeindepräsident Andreas Jenni am Dienstag im Mehrzweckgebäude. Rund 60 Interessierte kamen zur Infoveranstaltung der Psychiatrischen Uniklinik (PUK), wie die einstige Heil- und Pflegeanstalt heute heisst.

Für CEO Markus Merz ist der Ort die In­sti­tu­tion oder umgekehrt. «DRhinau» sei nach dem Hauptstandort Burghölzli in Zürich ihr zweitgrösster Klinik-Standort von total vier. Und dort hat er Grosses vor. 70 Millionen Franken werden in den Neubau Stationäre Mittlere Sicherheit investiert und 39 Behandlungsplätze in drei Abteilungen sowie 80 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Rhein­au werde noch wichtiger, es sei ein Commitment, ein Bekenntnis zum Standort. Nun beginne die Realisierungsphase.

Was die Bevölkerung in kompakten 90 Minuten inklusive Diskussion hörte, beschäftigt die Behörde seit rund zwei Jahren. Sie stünden hinter dem Projekt, sagte Andreas Jenni. Bedenken wegen der Sicherheit hätten sie keine, so der Gemeindepräsident, der selber beruflich in Schaffhausen mit dem Justizvollzug zu tun hat.

Weder rein noch raus

CEO Markus Merz sprach allgemein über die PUK, die über 550 Betten verfügt. Elmar Habermeyer, Direktor für Forensische Psychiatrie, informierte über die Menschen, die dort betreut werden, deren Krankheitsbild Schizophrenie sowie die Vorgabe von Sicherung und Besserung der psychisch kranken, aber schuldunfähigen oder vermindert schuldfähigen Rechtsbrecher.

Zurzeit bestehe eine Betreuungslücke zwischen Sicherheits- (Forensik) und Massnahmestation, «die wollen wir schliessen». Durchschnittlich verbringen Patienten (90 Prozent sind männlich) 731 Tage in einem Nachsorgeambulatorium. Man rede also nicht von Tagen oder Wochen, um Menschen auf die Entlassung vorzubereiten, sondern von Jahren. Stationäre Massnahmen dauerten sowieso eher länger als Gefängnisstrafen. Um Menschen lange behalten zu können, brauche es geeignete geschlossene Stationen. Diese müssten innen Freiheiten bieten und gegen aussen gesichert sein, sagte Elmar Habermeyer, und verwies auf die tiefe Rückfallquote der Delinquenten.

Auf das Bauwerk für diese Stationäre Mittlere Sicherheit ging Yvonne Rudolf von Galli Rudolf Architekten ein. Ihr Büro hatte 2022 den Wettbewerb gewonnen und für die Erfordernisse einer solchen Anlage mit Spezialisten zusammengearbeitet. Geplant ist ein zweigeschossiger Komplex, der von den historischen Bauten in Neurheinau überragt wird und über Fenster verfügt. Patienten geniessen aus ihren 2,8 Meter breiten Zimmern also einen Blick nach draussen und können dank Lüftungsflügel den Vögeln zuhören.

Ihr ganzes Leben findet jedoch innerhalb der Mauern statt. Das Gebäude müsse die Bedürfnisse des Alltags abdecken, umschrieb Yvonne Rudolf die Herausforderung. Zentral sei der offene Innenhof, der in Zonen unterteilt sein werde und Bäume haben könne.

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Bevölkerung fragt nach Wohnraum

Im kantonalen Richtplan wurde das PUK-Areal angepasst (AZ vom 1.4.2025). Auf eine viel Kulturland beanspruchende vierte Spange wurde zugunsten einer seitlichen Ausdehnung der dritten Spange verzichtet. Der Neubau kommt auf der Seite des Wohngebiets zu stehen. Der Breitenweg bleibt durchgängig, wird aber durchs Areal umgeleitet. Das sei ihnen wichtig gewesen, sagte Gemeinderat Jürg Ziegler, und zeige, dass die Klinik zu Rheinau gehöre.

Die Fragen der Bevölkerung drehten sich um den Platzbedarf. Man hätte auch verdichten können, meinte ein Mann. Zu Bau und Standort habe Rhein­au nicht viel zu sagen, entgegnete Andreas Jenni. Verdichten wäre «entgegen jeder denkmalpflegerischen Idee» des Areals, ergänzte ein Insider. Dar­über müsse man nicht mehr reden.

Wor­über Rhein­au reden will: den Baustellenverkehr (über das PUK-Areal, wurde gesagt) und den Wohnraum für die zusätzlichen Angestellten. Liegenschaften habe der Kanton genug, er vernachlässige diese jedoch und sei «der liederlichste Bauherr», monierte einer.

Das Thema Wohnen dürfe man nicht ausser Acht lassen, pflichtete Elmar Habermeyer bei. In Zeiten von Fachkräftemangel könnte dies die Attraktivität des Arbeitsorts erhöhen. Zurzeit lebten von den 165 Mitarbeitenden in der «Rhinau» 23 im Ort selber.

Baustart für das Gebäude für die Mittlere Sicherheit soll im Sommer 2026 sein, Bauende 2029. Vor Inbetriebnahme soll es einen Tag der offenen Tür geben.