Weinland

Brand im Altersheim simuliert

Mit einer Brandübung im Alterswohnheim probte die Feuerwehr Flaachtal am Montagabend den Ernstfall. Eine Massnahme, von der Feuerwehrleute wie Mitarbeitende gleichermassen profitieren.

von Christina Schaffner
13. September 2024

Qualm dringt aus dem Dach und einem Zimmer des Südost-Trakts des Alterswohnheims (AWH) Flaachtal. Zum Glück ist dies am frühen Montagabend kein Brand, sondern für eine Übung inszeniert. Deshalb sind alle Umstehenden auch ruhig und gelassen. «In zwei Minuten geht der Alarm los», kündigt Sandro Ruf, Kommandant der Feuerwehr Flaachtal, an. Offiziere der Feuerwehr, Kommissionspräsident Marcel Staub, Daniel Sieber (Präsident des AWH-Zweckverbands) sowie zuständige Ratsmitglieder der angehörenden Gemeinden, die als einzige vorgängig informiert waren, verfolgen das Geschehen gespannt.

Bereits nach sechs Minuten treffen die ersten Fahrzeuge der Feuerwehr ein. «Das Ziel von zehn Mann innerhalb von zehn Minuten vor Ort ist damit erfüllt», stellt Marcel Staub zufrieden fest. Sofort rennt der diensthabende Offizier Pascal Müller los, um sich beim Personal nach der Lage zu erkundigen. Die anderen bereiten den Einsatz vor und beginnen nach seinen Anweisungen Schläuche zu verlegen und weitere Massnahmen zu ergreifen. Alles läuft routiniert und ruhig ab.

Bewohnende bergen
Nach wenigen Minuten erkunden Feuerwehrmänner unter Atemschutz die Lage im Gebäude. Es gilt, Bewohnende aus den angrenzenden Zimmern des Brandes zu retten. Sie sitzen dort fest, haben Angst, sind gehbehindert und können nicht selbst ins Freie flüchten. Am Montag mimen Freiwillige, sogenannte Figuranten, diesen Part. «Für die Bewohnenden wäre der Stress zu gross», erklärt Sandro Ruf, der dies mit der Heimleitung besprochen hat.

Die Seniorinnen und Senioren sitzen derweil – informiert über die Übung – im Eingangsbereich des Alterswohnheims und beobachten den Einsatz. Sie lachen und scherzen und winken Bekannten, die bei der Feuerwehr mittun, fröhlich zu. Einige wollen vom Ganzen aber auch nichts wissen und blieben in ihrem Zimmer – eine Frau schläft gar direkt neben dem vermeintlichen «Brandherd».

Nach einer halben Stunde ist die Übung erfolgreich beendet. Die Figuranten, die sich teilweise schauspielerisch gegen das Retten wehrten, wurden sicher geborgen, der Brand gelöscht, der Rauch per Lüfter aus dem Gebäude geblasen. Alle zeigen sich zufrieden. «Bis auf einige Kleinigkeiten ist es super gelaufen», erklärt der Feuerwehrkommandant. Er betont, dass niemand wegen eines Fehlers ausgeschimpft werde. «Wir nehmen das mit und lernen daraus. Das kann uns im Notfall helfen.»

Die Si­tua­tion eines Brands im Alterswohnheim sei speziell, und deshalb sei es gut, dies zu üben. Gerade weil die Menschen vielfach nicht mehr sehr mobil seien. «Im Notfall würde uns der Zivilschutz dabei unterstützen», sagt Sandro Ruf. Doch für heute wurde er nicht aufgeboten.

Übung gut für beide Seiten
Die letzte Übung im AWH liegt rund sechs Jahre zurück. Es sei aber nicht nur für die Feuerwehr, sondern auch für das Personal des Heims wichtig, zu wissen, was im Ernstfall zu tun sei: Wenn der Brandmelder losgeht, müssen Massnahmen ergriffen und die Brandmeldeanlage von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedient werden. Aufzüge werden zum Beispiel blockiert, bei einem Fehl-alarm müsste dieser möglichst schnell abgebrochen werden. Rückt die Feuerwehr in einem solchen Fall an, kostet es Geld. Als Hilfe bei der Evakuierung des Heims dienen Brandschutztüren, die immer geschlossen sein müssen. 30 Minuten müssen diese einem Brand standhalten und damit Zeit verschaffen, um aus dem Gebäude herauszukommen und Menschen so retten zu können.

Für Manuela Schweizer, Bereichsleitung Pflege und stellvertretende Institutionsleiterin, ist es in ihrer 25-jährigen Tätigkeit als Pflegekraft die erste Übung dieser Art. Eine Tatsache, die sie bedauert, da sie es wichtig findet, informiert zu sein. «Wir sehen heute, was im Ernstfall zu tun ist, und sind so besser vorbereitet, wenn etwas passiert.» Sicher würden sie im Notfall möglichst viele Bewohner evakuieren und zum Sammelplatz in die Kirche bringen. Als brandverhütende Massnahme ist es Bewohnenden zum Beispiel nicht erlaubt, Kerzen in ihrem Zimmer zu nutzen, wor­über sie beim Einzug informiert werden.

Etwas, womit diese in der Regel gut leben können – dank LED-Kerzen haben viele von ihnen trotzdem in der Weihnachtszeit eine entsprechende Dekoration im Zimmer. An diesem Abend machen sie sich dar­über aber keine Gedanken mehr. Als es gegen 17.30 Uhr heisst, dass das Nachtessen bereit sei, strömen sie wie auf Kommando gleichzeitig dem Speisesaal zu. Nur ein Mann bleibt sitzen, schaut den Feuerwehrleuten dabei zu, wie sie alles wieder einpacken, und bedauert ein wenig, dass «die Aktion vorbei ist und der Alltag wieder einkehrt».

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