Der «RegioMat» ist ein edler, schwarzer Verpflegungsautomat und steht seit einigen Tagen auf dem Vorplatz von Keller Weinbau in Waltalingen. Eine Toplage für einen Kühlschrank: Mit malerischer Sicht aufs Schloss Schwandegg und trotzdem direkt am Weinwanderweg und an der viel befahrenen Kantonsstrasse. Das haben sich auch die drei Jungunternehmer gedacht, die hinter der neuen 24/7-Verkaufsstelle stecken.
Die Winzer Kenny und Yvonne Keller haben den kürzesten Weg, um ihre sieben verschiedenen Weinsorten im Verkaufsautomaten aufzufüllen. Auch der Metzger Raphael Schwarzer arbeitet nur wenige Meter weiter unten an der Strasse und ist schnell zur Stelle, wenn neue Fleischwaren und Würste einsortiert werden müssen.
Die Biersorten und sonstigen Hopfenprodukte stammen vom «Stammheimer Hopfentropfen», bloss einen Kilometer Luftlinie entfernt. Dort kümmert sich Christoph Reutimann ums Marketing des Familienbetriebs. Dieser präsentiert im Kühlschrank ausser Bieren mit und ohne Alkohol Hopfen enthaltende Cervelats, Fondue, Senf und Schnupftabak. Und frische Wandersocken mit dem Firmenlogo – so gekühlt sind sie vielleicht eine Wohltat bei Wanderschuhblasen.
Ein NRP-Projekt
Zur Einweihung am Mittwoch kam auch Nik Berger, Geschäftsleiter der Standortförderung Zürcher Weinland. Denn die Idee eines rund um die Uhr zugänglichen Verkaufsautomaten für regionale Produkte wurde aus dem Bundes-Fördertopf «Neue Regionalpolitik» (NRP) unterstützt. Die regionale Standortförderung hat diverse NRP-Gesuche aus dem Weinland begleitet. «Ich bin nur noch zum Gratulieren hier, mit dem Tagesbetrieb haben wir nichts mehr zu tun», sagte Nik Berger.
Die Unternehmer haben gemeinsam den Verein «RegioMat» gegründet, denn Projekte von Einzelbetrieben werden von NRP nicht unterstützt. «Die regionale Zusammenarbeit ist uns ohnehin wichtig», sagte Christoph Reutimann vor dem Schnitt mit der unübersehbaren Schere.
Deshalb stamme nicht nur der Inhalt, sondern auch der Verpflegungsautomat selbst aus der nächsten Nachbarschaft. «Mit der Weber-Automaten AG in Ossingen konnten wir eine Lösung finden, die für zerbrechliche Flaschen und Wandersocken gleichermassen funktioniert.» Unzerbrechliches wird wie gewohnt durch Spiralen Richtung Ausgabefach geschoben, und die Glasflaschen werden von einem Etagenlift sanft nach unten begleitet.
Alterskontrolle mit ID-Scanner
Christoph Reutimann zeigt vor, wie einfach das Einkaufen geht. Sobald man Produkte mit Mindestaltergrenze wählt, muss man die Identitätskarte durch den Scannerschlitz ziehen. Zur Auswahl stehen momentan 16 Getränke und 24 weitere Produkte, die von Ausflüglern geschätzt werden dürften. Und von jenen, die unterwegs Mitbringsel oder etwas zum Essen besorgen möchten.
Im Lauf der Abklärungen haben sich die jungen Unternehmer für Bezahlung mit Karte oder Twint entschieden, obwohl manche Kunden vermutlich lieber Bargeld einwerfen würden. «Das hätte in diesem Fall aber klare Nachteile. Automaten mit Bargeldfunktion sind teuer und aufwendiger im Betrieb und vor allem einladender für Automatenknacker», erklärten die drei ihre Gründe.
Schild soll am Jahrmarkt hängen
Alkoholverkauf in Selbstbedienung ist im Kanton Zürich erst seit Sommer 2024 erlaubt. Seit sieben Monaten habe sich das Team energischer um das Projekt und die Bewilligungen kümmern können. Seit letzter Woche ist der «RegioMat» in Betrieb. Spätestens ab dem Stammer Jahrmarkt am Sonntag und Montag soll ein gut sichtbares Schild darauf aufmerksam machen.
Dann beginnt die einjährige Testphase. Wenn das Angebot sich rechnet, plant der Verein, zwei weitere Geräte anderswo im Weinland aufzustellen. Auch dort sollen lokale Produzenten das Sortiment liefern können.
Das «RegioMat»-Debut im Weinland