Weinland

Doch gemeinsame Nutzung

Platz für das Museum sowie 40 Betten und vier Proberäume für die Musikinsel – so sieht der Kompromiss für den Abteitrakt auf der Insel aus. Gutschweizerisch – oder wie üblich in solchen Fällen sind alle nicht ganz zufrieden.

von Roland Spalinger
24. Mai 2024

«Wir können damit leben», sagt Daniel Grob. «Es ist möglich, dass eine Lösung zustande kommt», Christoph Blocher. Für die Musikinsel bedeutet es, dass die Geschichte weitergeht, für den Verein Inselmuseum, dass es nach zehn Jahren richtig losgehen kann. Sein Verein Inselmuseum Rhein­au ist zehnjährig und noch immer ganz am Anfang. Immerhin muss er an der nächsten Generalversammlung im Juni keine Durchhalteparolen mehr durchgeben, sondern kann vorwärtsschauen: Denn mit der Stiftung Musikinsel konnte eine Absichtserklärung vereinbart werden, wie der Abteitrakt gemeinsam genutzt werden kann.

Eine solche Lösung schien vor zwei Jahren unmöglich. Als die Familie Blocher für die von ihr alimentierte Stiftung Musikinsel Rhein­au (MIR) ebenfalls Anspruch auf das einzige noch nicht sanierte Gebäude der ehemaligen Klosteranlage erhob und als Konsequenz bei Nichterhalt einen Wegzug nicht ausschloss und laut eigenen Aussagen auch andere Angebote erhielt, war das Museum ernsthaft infrage gestellt.

Der Regierungsrat jedenfalls vertagte seinen Entscheid über das Gesuch des Vereins. Und liess via Baudirektion mitteilen: «Die gleichzeitige Nutzung des Abteitraktes […] hat sich bei der Prüfung als nicht umsetzbar erwiesen» (AZ vom 17.6.2022). Entweder-oder also: Musik oder Museum.

Zu frĂĽh Nein gesagt
Das sei vielleicht ein bisschen zu früh gesagt worden, sagt Regierungsrat Martin Neukom (Grüne) heute. Es gebe zwar Schwierigkeiten bei solch unterschiedlichen Nutzungen nahe beieinander, etwa Schall- oder Lärmschutz. Es habe aber eine Lösung gebraucht, um beide Nutzer zu halten. An Gesprächen am runden Tisch hätten beide von ihrer Maximalforderung wegkommen müssen. Und so kam der Dachstock wieder ins Spiel, und zwar für das Museum, weil dieses sowieso künstlich ausgeleuchtet wird; für Hotelzimmer hätte es Dachfenster gebraucht.

Die 2014 eröffnete MIR ist eine Erfolgsgeschichte. «Wider Erwarten», wie Christoph Blocher sagt. Es sei ein Risiko gewesen. 380 000 Franken bezahle die Stiftung dem Kanton jährlich an Miete, die sie zuerst verdienen müsse. Und weil sie zum Teil sogar gezwungen sei, Absagen zu erteilen, hätte sie «den ganzen Abteitrakt» gewollt und darin zu den bestehenden 133 Betten 50 zusätzliche sowie mehr Übungsräume realisieren wollen.

Die nun möglichen 40 Betten und vier Räume seien «ein Schönheitsfehler». Sie könnten aber Hand bieten zur Einigung. Grundlage ist das Raumprogramm, das für den zweiteiligen Abteitrakt dies vorsieht: Die MIR erhält einen Raum im Erdgeschoss, den ganzen ersten sowie einen Teil des zweiten Stocks. Das restliche Erdgeschoss, der Abteisaal im zweiten Stock sowie das Dachgeschoss werden museal genutzt.

Museum doch ins Dachgeschoss
Im ersten Entwurf des Museums war die Nutzung des Dachgeschosses bereits enthalten gewesen, bei der Redimensionierung aber wieder herausgefallen. Nun soll es doch Teil der 1100 Quadratmeter Ausstellungsfläche werden. Dazu hofft Daniel Grob, dass sie das in Aussicht gestellte Parterre des Portierhäuschens gleich nach der Brücke als Besucher- und Infocenter tatsächlich nutzen können. Sie würden ihr Projekt abermals neu denken und überarbeiten, könnten aber «ein gutes Museum machen».

Alle Seiten betonen jedoch, erst am Anfang zu stehen. Christoph Blocher spricht von Eckpunkten. Mit der Absichtserklärung der beiden Nutzer wird die Baudirektion die Planung in Angriff nehmen. Nach dem Projektierungskredit (im Herbst) wird ein Objektkredit ausgearbeitet. Über die geschätzten Kosten von 25 bis 28 Millionen Franken entscheidet dann der Kantonsrat. Bauen in denkmalgeschützter Substanz sei anspruchsvoll und habe seinen Preis, so Baudirektor Martin Neukom.

Erst ein Anfang
Die Absichtserklärung sei aber eine gute Basis, der Regierungsrat begrüsse diese und das weitere Vorgehen. In dieser Erklärung verpflichten sich alle Beteiligten zu einer Kosten-Nutzen-Optimierung für die weitere Projektierung und Realisierung des Vorhabens im letzten noch ungenutzten Gebäude auf der Insel. Eine gute Lösung. Vor 20 Jahren, als alles leer stand, interessierte sich die konservative Glaubensbewegung Opus Dei dafür. Christoph Blocher schmunzelt noch heute – das hätte dem Kanton Zürich, der einst dem Kloster verbot, Novizen aufzunehmen und damit dessen Aus 1862 besiegelte, Krach mit dem Papst eingebracht.

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