Weinland

Ein Schrank für alle

Im Sinne der Nachhaltigkeit riefen die Frauen der Chrischona den «Offenen Chleiderschrank» ins Leben. Dabei stehen nicht nur Kleidungsstücke, sondern vor allem das Miteinander im Fokus.

von Jasmine Beetschen
28. Juni 2024

Jeden ersten Mittwoch des Monats verwandelt sich das Untergeschoss der Chrischona Marthalen in ein Paradies für Modeliebhaberinnen. Wer die Treppen beim Bistro nach unten steigt, wird als Erstes von einer modisch angezogenen Schaufensterpuppe begrüsst. Im Raum dahinter steht ein gros­ser Schrank aus Holz, dessen Türen weit geöffnet sind und der zahlreiche Kleidungsstücke präsentiert. Im «Offenen Chleiderschrank», einer Aktion der Frauen der Kirche, können Damenkleider und diverse Accessoires getauscht werden. Sogar eine Umkleidekabine steht bereit, die die Organisatorinnen auf Tutti gefunden haben – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Betreut wird die Tauschbörse von Susanne Frei, Ester Carlino, Alice Huber und Rahel Hangartner.

Im Vorfeld der ersten Durchführung vor rund einem Monat sammelten die vier Frauen an zwei Abenden die ersten Stücke ein, um einen Grundstock anbieten zu können. Jede könne Kleidungsstücke vorbeibringen. Verfuselte, zu abgenutzte Teile seien jedoch nicht willkommen. «Wir legen den Fokus auf neuwertige Kleider – sorgsam Getragenes oder Fehlkäufe, die wohl jede in ihrem Kleiderschrank hat», meint Susanne Frei mit einem Lachen. Die Stücke werden geprüft und mit einem Bon vergütet, mit dem wiederum ein anderes Exemplar ausgewählt werden kann. «Dabei hat alles gleich viel Wert, ob Kette, Haarband, Hose oder Blazer. Das System hat sich schon jetzt bewährt, und wir möchten auf jeden Fall damit weiterfahren.»

Das Grosse im Kleinen
Die Idee für ihre Tauschbörse hätten sie aus Winterthur, wo ein ähnlicher Anlass durchgeführt worden sei. «Ich fand es eine tolle Idee und dachte, dass das auch in Marthalen auf Interesse stos­sen könnte», sagt Ester Carlino. Ein solcher «offener Chleiderschrank» passe zudem in die heutige Zeit, in der Nachhaltigkeit eine immer grössere Rolle spiele.

Das Tauschen sei für alle Schichten attraktiv, und finden könne dank der individuellen Spenden fast jede etwas. «Beim ersten Mal ging keine Frau unglücklich nach Hause. Das soll sich so weiterziehen und alle Altersklassen ansprechen.» Bei der ersten Durchführung hätten etwa 20 bis 30 Personen vorbeigeschaut. «Wir waren positiv überrascht, wie viele gekommen sind», so Susanne Frei. «Und vor allem, dass es für jede etwas Passendes zu finden gab, wenn auch ‹nur› ein Schmuckstück.» Die Kleidungsstücke könnten unterschiedlicher nicht sein, wie auch die Frauen, die sie vorbeigebracht haben. Und doch fand jede das gewisse Etwas in einem der Stücke wieder. «Was für die eine zu grell oder bunt war, war für die andere genau richtig.»

Der Austausch im Zentrum
Die Organisatorinnen hoffen, dass auch bei den nächsten Treffen viele Frauen vorbeischauen und sich der «offene Chleiderschrank» im Dorf etabliert. Der Anlass eigne sich zum Beispiel auch als gemeinsames Ausflugsziel im Freundeskreis: ausmisten, stöbern und sich anschliessend gemütlich bei Kaffee und Kuchen mit Gleichgesinnten austauschen.

Das sei schliesslich das Hauptziel ihrer Aktion, sagt Susanne Frei: «Das Miteinander, der Austausch untereinander und die Pflege von Kontakten im Dorf und in der Umgebung. So entstehen einfach tolle Beziehungen.»

Offener Chleiderschrank: Immer am 1. Mittwoch im Monat (1. August ausgenommen), von 14 bis 16.30 Uhr im UG und im Bistro der Chrischona Marthalen.

War dieser Artikel lesenswert?

Zur Startseite

Zeitung Online lesen Zum E-Paper

Folgen Sie uns