Das neue Netz 5G
Das neue Handynetz 5G verspricht massiv schnelleres Internet. Ein hochauflösender Film liesse sich in einer Minute herunterladen. Sunrise und Swisscom wollen ab 2020 ein flächendeckendes 5G-Netz bereitstellen, viele Gemeinden sind jedoch bereits jetzt durch die neue Technologie abgedeckt. Im Weinland steht die momentan einzige 5G-Antenne an der Trüllikerstrasse in Oerlingen.
Die Einführung des neuen Handynetzes hat die Diskussion um schädliche Strahlung wiederbelebt. Die Parlamente in den Kantonen Genf und Waadt haben ihre Regierungen kürzlich gar dazu aufgefordert, ein Moratorium für die Installation von 5G-Antennen auf Kantonsgebiet zu erlassen. (ciz)
«Kein Signal», eine Meldung, die in der Schweiz kaum noch auf dem Handydisplay erscheint. Grund: Die Mobilfunkanbieter bauen ihre Netze stetig aus – mit Antennen in der Stadt und auf dem Land. So auch in Marthalen, wo Sunrise auf dem Mehrfamilienhaus an der Breitistrass 1 in Marthalen, nahe der ZKB und der ehemaligen Post, eine solche bauen will. In Sichtweite davon steht bereits eine Antenne der Swisscom.
Im Dorf regt sich Widerstand gegen den geplanten Bau. «Es braucht nicht nochmals eine Antenne in einem Wohngebiet, wo bereits eine steht», findet Inge Stutz. Sie hat den Baurechtsentscheid verlangt und wehrt sich gegen die Pläne von Sunrise. Das Problem in ihren Augen: Die Antenne würde in einem Gebiet mit vielen Familien, Spielplätzen und in der Nähe der Schule zu stehen kommen. Skeptisch seien auch viele andere im Dorf. Weiter haben auch der Sohn von Inge Stutz, der mit seiner Frau unmittelbar daneben wohnt, sowie der Heimatschutz den Baurechtsentscheid verlangt. Ausserdem sei ein Unterschriftenbogen im Umlauf. Ungefähr 60 Unterschriften sind bereits zusammengekommen.
Aufrüstung befürchtet
Man müsse sich gegen die Anfänge wehren, meint Inge Stutz. Wenn die künftige Antenne nur in 4G, der im Moment verbreiteten Technologie für mobiles Internet, senden würde, wäre das eine Sache, so die ehemalige Gemeinderätin. Jedoch befürchten sie und auch andere im Dorf, die sich nun gegen die Antenne wehren, eine Aufrüstung auf die schnellere Technologie 5G.
Bisher ist im Weinland erst eine 5G-Antenne in Betrieb. Sie steht in Oerlingen (siehe Kasten). Doch es werden weitere folgen, ist Inge Stutz überzeugt. Denn: Für eine Aufrüstung brauche es keine Bewilligung mehr. «Solange wir noch nicht genügend Erfahrung mit 5G haben, sollten wir die Finger davon lassen», sagt sie. Man müsse vorsichtig sein, weil man nicht wisse, welche Auswirkungen die Technologie auf den Menschen und auf die Flora und Fauna habe.
Der Protest soll ein Signal sein – auch an die Gemeinde Marthalen, die am Schluss den Bauentscheid erteilt oder eben nicht. Auf Letzteres hoffen Inge Stutz und die anderen, die sich wehren. Sie wisse aus eigener Erfahrung, dass es für den Gemeinderat einfacher ist, etwas abzulehnen, wenn sich im Vorfeld Widerstand bemerkbar macht. Die Gemeinde hatte bei der Voranfrage seitens Sunrise bereits mitgeteilt, dass sie den Standort nicht optimal finde. Der Grundeigentümer habe das Baugesuch unterschrieben, heisst es auf Anfrage bei der Gemeinde.
Überlegen, auf wessen Kosten
Falls die Gemeinde die Antenne dennoch bewilligt, will Inge Stutz Rekurs einlegen und zusätzliche Unterschriften sammeln, die zeigen, dass die Bevölkerung nicht hinter der geplanten Antenne steht. Neben den Quartierbewohnern und der Schule hofft sie auch auf die übrigen Marthaler. Im Umkreis von 645 Metern rund um die Antenne seien alle einspracheberechtigt, so Inge Stutz. «Das ist fast das ganze Dorf.»
Die Antennengegner seien sich bewusst, dass sich die Katze bei diesem Thema selber in den Schwanz beisst. «Jeder hat ein Handy und will ein möglichst gutes Netz», gibt Inge Stutz zu. Und doch müsse man sich überlegen, auf wessen Kosten dieser Wunsch gehe.
Ein Signal an die Gemeinde