Weinland

Gastronomie macht Bauchweh

An der Gemeindeversammlung gaben die Finanzen 2023 kaum zu reden, umso mehr aber zwei Anfragen zur Gastronomie auf der Insel. Eine davon erledigte sich schon vor der Versammlung: Der Klostergarten bleibt diesen Sommer ganz geschlossen.

von Silvia Müller
07. Juni 2024

 

Ausnahmsweise führte Gemeinderat Jürg Ziegler durch die Versammlung, weil Präsident Andreas Jenni beim Regierungsrat zu Gast war, der gerade auf der Klosterinsel Klausur hielt. Um just den Tourismus auf der Klosterinsel ging es in den zwei Anfragen, die den News-Wert der Versammlung ausmachten. Die erste von Daniel Grob regte die Einführung einer Übernachtungstaxe an, die bisher nicht erhoben wird, weshalb der Gemeinde von den Übernachtungen auf der Musikinsel nur die Infrastrukturkosten, aber keine Einnahmen bleiben. Der Gemeinderat antwortete, der Kanton Zürich sehe dies nicht vor; wo dennoch solche Taxen erhoben würden, flössen sie in die Tourismusverbände, nicht zu den Gemeinden. Der Anfragesteller sei beim Erarbeiten der Tourismusstrategie 2030 aber herzlich willkommen.

Die zweite Anfrage stellte «Buck»-Wirtin Helen Rapold. Die anderen Restaurants in Rhein­au litten je länger je mehr darunter, dass das kantonseigene Restaurant auf der Klosterinsel immer seltener offen sei. «Oft stehen selbst Gäste mit Reservationen vor geschlossenen Türen. Sie werden nicht mehr so schnell nach Rheinau kommen.» Aufgrund ihres Alters hätte sie im «Buck» gerne einen zweiten Ruhetag, doch alle Versuche, die Bewirtung der Gäste mit verbindlichen Öffnungszeiten auf der Insel zu sichern, seien gescheitert. 

Ihre Anfrage, ob die Gemeinde vermitteln könne, erledigte sich schon tags darauf von unerwarteter Seite: Das Gastro­unternehmen Binz 38 AG teilte den «Nachbarn, Kunden, Lieferanten und Partnern» am 22. Mai per E-Mail Folgendes mit: 

«Seit April 2018 betreiben wir die Gastronomie auf der Klosterinsel. Restaurant- und Eventbereich haben sich von Beginn weg positiv entwickelt, bis auch wir im Jahr 2020 durch die Covid-19-Pandemie massiv zurückgeworfen wurden.

Dank der Unterstützung von Bund und Kanton konnten wir diese Phase wirtschaftlich überstehen. Aktuell leiden wir jedoch immer noch unter den Folgen der Pandemie, insbesondere der Fachkräftemangel in der Gastronomie macht uns das Leben schwer.

An Schlechtwettertagen, und im Winter sowieso, bleiben die Gäste auf der Klosterinsel aus. Die eingeschränkten Öffnungszeiten der Klosterkirche sowie das zurückgestellte Projekt ‹Inselmuseum› verstärken diesen Umstand zusätzlich. Die in Aussicht gestellte Zunahme von Besucherinnen und Besuchern auf der Insel blieb leider aus.

Ein kostendeckender Betrieb der Gastronomie auf der Klosterinsel ist unter diesen Umständen nicht mehr möglich und finanziell nicht tragbar. Aus diesem Grund sah ich mich leider gezwungen, den Mietvertrag aus wirtschaftlichen Gründen auf den 31. Oktober 2024 zu kündigen. Den Betrieb der Gartenwirtschaft haben wir per sofort eingestellt. Alle Anlässe und Bankette im Mühlesaal sowie Anlässe für Gruppen bis Ende September 2024 finden wie geplant statt. Die gebuchten Anlässe im Jahr 2025 versuchen wir unserem Nachfolger zu übergeben (dieser steht allerdings zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest).»

Keine Lösung für diesen Sommer
Die «AZ» fragte gestern beim kantonalen Immobilienamt an, ob die Sommersaison auf der Insel gerettet werden könnte, beispielsweise mit einem mobilen Gastroangebot. Die Antwort lässt nicht hoffen: «Ein Pop-up-Angebot ist nicht geplant, da der Vertrag mit der Binz Gastro AG noch bis Ende Oktober 2024 läuft. Eine Nachfolgelösung für den ‹Klostergarten› wird angestrebt und dann auch ausgeschrieben.»

Stabile Finanzen

Rheinau konnte seit 2018 den Gesamtsteuerfuss von 131 auf 116 Prozent senken. Im gleichen Zeitraum wurden Darlehen von 9 Millionen auf nunmehr 4 Millionen abgebaut. Nach einer Reihe moderater Investitionsjahre hat die Gemeinde 2023 erstmals wieder rund 1,5 Millionen investiert, am meisten in die Schulhaussanierung. Das am Mittwoch in der Mehrzweckhalle präsentierte Jahresergebnis beruhe hauptsächlich auf unvorhersehbar guten Steuer- und Grundstückgewinnsteuereinnahmen, erklärte Gemeinderätin Dilek Rubli. Dies wiederholte sie wenig später auf die Frage eines der 32 Stimmberechtigten im Saal. Ihn störte, dass das Budget um eine Million Franken «daneben lag». Er schlug vor, die Behörden sollten genauer prognostizieren, anstatt Jahr für Jahr massiv höhere Ausgaben und tiefere Einnahmen vorherzusagen, als dann effektiv eintreten würden. Dilek Rubli antwortete knapp: «Nein, das können wir nicht, diese Einnahmen sind nicht vorhersehbar.» Nach den Erläuterungen der wesentlichen
Abweichungen wurde die Jahresrechnung 2023 der Politischen Gemeinde samt Primarschule denn auch angenommen. (sm) 

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