Gemeinsam im Dorf integrieren

Uhwiesen - Unterstützung bei Behördengängen oder auch einfach ein Schwatz bei Kaffee und Kuchen: Flüchtlingen aus dem Dorf bei der Integration zu helfen, braucht nicht viel. Franz Ammann sucht Freiwillige.

Jasmine Beetschen
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«Helfen Sie mit, Brücken zu bauen, und unterstützen Sie die wertvolle Arbeit unserer Ortsverantwortlichen für Flüchtlinge in Laufen-Uhwiesen und im Nohl.» Mit diesem Aufruf richtete sich Franz Ammann vor einiger Zeit an die Bevölkerung. Als Ortsverantwortlicher Asylwesen ist er für die Betreuung von Flüchtlingen und Asylanten im Dorf zuständig und sucht Personen, die ihn bei der Betreuung eben dieser unterstützen. Dies könne auch im Kleinen sein: «Begleitung bei Behördengängen, Sozialkontakte speziell zu Müttern und Frauen pflegen oder auch Hilfestellungen beim Deutschlernen», sagt Franz Ammann. «Es braucht nicht viel.»

Aktuell leben in der Gemeinde 33 zu betreuende Flüchtlinge und Asylanten. Die Zahl an geflüchteten Personen nimmt zu und ist fast so hoch wie zuletzt 2015. Die Gemeinden stehen in der Pflicht, einen gewissen Prozentsatz aufzunehmen. Ab dem 1. Juli wird diese Quote von 1,3 auf 1,6 Prozent erhöht. «In unserer Region sind das zusätzliche 540 Personen», weiss Franz Ammann. Für die Gemeinden des Kantons Zürich bedeute die Anpassung, dass pro 1000 Einwohner 16 Flüchtlinge oder Asylanten aufgenommen werden müssten. Bis Juni 2023 lag die Quote noch bei 9 Personen (0,9 Prozent).

Pro Gemeinde kümmern sich die Ortsverantwortlichen Asylwesen um die Betreuung der aufgenommenen Personen. Dabei fungieren sie als Verbindung zum Gemeinderat, organisiert sind sie von der Asylkoordination Bezirk Andelfingen aus. Dort, in Henggart, sind insgesamt 25 bis 30 Ortsverantwortliche angegliedert, die sich mehrmals im Jahr austauschen. «Miteinander besprechen wir Herausforderungen, die sich nicht nur in der eigenen Gemeinde, sondern auch übergreifend stellen», erzählt Franz Ammann. Er ist froh um diesen Austausch.

Die aufgenommenen Personen gelte es nicht nur aufzunehmen, sondern auch im Dorfleben zu integrieren, ihnen beim Ankommen und beim Bleiben zu helfen. Immer wieder höre er die Aussage: «Die wollen sich gar nicht integrieren, sie kommen ja gar nicht auf einen zu.» «Aber wie denn auch?», fragt Franz Ammann. Zur Integration brauche es ein beidseitiges Engagement. «Wenn wir nicht auf sie zugehen, in die Familien reingehen, wie sollen sie dann Kontakte knüpfen, sich an die Gegebenheiten gewöhnen und vor allem sich willkommen fühlen?» Mit etwas Unterstützung könne man ihnen helfen, sich zurechtzufinden und Selbständigkeit zu erlangen.

Es gebe gewisse Regeln wie zum Beispiel, dass gearbeitet werde, und der Schulbesuch sei Pflicht: In diesen Bereichen bräuchten sie jemanden, der sie an die Hand nimmt. «Mit dem eigenen Leben können wir zeigen, wie wir mit Herausforderungen umgehen. Das kann ihnen als Vorbild dienen, wenn wir sie in diesen Alltag auch mit hineinnehmen.»

Hilfsbereitschaft ist vorhanden
In Uhwiesen habe er auf seinen Aufruf hin schon mehrere Meldungen erhalten, wie zum Beispiel das Angebot für Deutschunterricht. Die Hilfsbereitschaft sei da, und diese werde wiederum auch dankend angenommen.

Wenn ein Austausch zwischen den Einwohnenden von Uhwiesen und den Flüchtlingen im Dorf gefördert wird, kann das auch präventiv wirken: «Durch nahe Kontakte können bei Ausflügen oder im Gespräch Probleme frühzeitig entdeckt und proaktiv gelöst werden», so der Ortsverantwortliche. Nöte und Bedürfnisse könnten abgeholt werden, auch Themen wie Sucht oder Gewalt könnten dabei in einem freundschaftlichen Rahmen behandelt werden.

Und: «Auch die Freiwilligen profitieren vom Austausch», ist Franz Ammann überzeugt. Solche Begegnungen ermöglichten es, für einmal in andere Weltanschauungen und Perspektiven Einblick zu erhalten und diese zu verstehen. Dabei komme auch viel zurück: «Die Leute sind dankbar für die Unterstützung, ihre Wertschätzung ist spürbar», weiss Franz Ammann. «Sie bringen Geschenke, sind motivierter, sich zu integrieren, und es entstehen manchmal besondere Freundschaften.» Dieses konstruktive Zusammenleben mache schliesslich eine intakte Dorfgemeinschaft mit Toleranz und guten Beziehungen erst aus.