Nach einer Stunde muss der K-Max getankt werden
Flachländer Hänge und Wälder sind eigentlich das Gelände für beeindruckende Maschinen wie Holzvollernter. Noch eindrücklicher war es am Donnerstag in Kleinandelfingen beim Schiterberg: Im Waldstreifen zwischen Jagdhütte und Bahngleis flog ein Heli. Nötig war der spektakuläre Holzschlag mit Luftunterstützung, weil die privaten Besitzer der Hütte Schäden bei einem Sturm wie im Sommer 2017 befürchteten.
Also wandten sie sich an den Kleinandelfinger Förster Olivier Bieri, der einen Augenschein nahm und wegen der Nähe zum Bahngleis die SBB kontaktierte. Zum Glück für die Hüttenbesitzer stufte auch die Bahn einen Eingriff als nötig ein – Olivier Bieri zeichnete das zu fällende Holz an, die Kosten tragen hälftig SBB und Privatbesitzer.
Weil im Streifen zwischen Hütte und Fahrleitung nicht konventionell geholzt werden konnte, schlug das beauftragte Holzunternehmen Frieden aus Rickenbach die Zusammenarbeit mit der international tätigen Rotex Helicopter AG aus Liechtenstein vor. Am Mittwoch stand diese noch in Freienstein-Teufen im Einsatz, am Abend richtete sie sich beim Aussichtsplatz beim Schiterberg ein und zurrte wegen der angesagten Winde die Rotoren fest.
Verzug wegen Regen und Wind
Die Kombination von Regen und Wind verzögerte am Donnerstag den Flug, sodass der K-Max (siehe Kasten) erst nach 11 Uhr abheben konnte. Rotex hat sich auf die Aussenlastfliegerei spezialisiert und ist mit drei Helis im Einsatz, zum Beispiel bei Seilbahnbauten. Die Königsdisziplin seien solche «Spez-Holz-Einsätze» wie in Kleinandelfingen, sagt Einsatzleiter Beat Achermann. Die Anforderungen an die zehn- bis zwölfköpfige Crew seien hoch. «Sie müssen wissen, was sie machen.»
Das Zusammenspiel der drei Bereiche ist denn auch eindrĂĽcklich. Aus DisÂtanz sieht man nur den Heli hin- und herfliegen. Dass dieser ständig in Bewegung sein kann, dafĂĽr sind im Wald vier Baumkletterer mit ihren Gehilfen besorgt. Die meisten sind laut Beat Achermann 20- bis 30-jährig und bereiten die Stämme vor, schätzen das zu transportierende Gewicht und setzen die Motorsäge an. Ihre Bieter am Boden reichen Geräte und stehen in Funkkontakt mit dem Piloten – fĂĽr die Seilspannung wird gemeldet, wann das Sägeblatt halb und schliesslich ganz durch den Stamm ist. Der Heli fliegt davon, klinkt seine Last am Abladeplatz aus und fliegt den nächsten Kletterer an. Derweil schichtet ein weiterer Rotex-Mitarbeiter mit einem Krantraktor das gefällte Holz aufeinander.
2,7 Tonnen beträgt die maximale Last des K-Max. Ein theoretischer Wert, der je nach Flughöhe abnimmt. In KleinÂandelfingen blieb das Team weit unter diesem Wert und rechnete laut Beat Achermann immer eine Reserve ein; nicht auszudenken, was bei einer unterschätzten Last in der Nähe der SBB-Fahrleitung passieren könnte. Bahnpersonal hatte das Gleis im Auge und kĂĽndete vorbeifahrende ZĂĽge an, sechs pro Stunde. In diesen Momenten galt es fĂĽr den Piloten, den Heli still zu halten.
Zwei weitere Einsätze
In der Mittagszeit war die Arbeit erledigt – in Kleinandelfingen, nicht aber für die Rotex-Crew. Der Pilot flog seinen nächsten Einsatzort in Küsnacht an, wo andere Baumkletterer und ihre Bieter bereits einen nächsten Holzschlag vorbereitet hatten. Der Rest der Mannschaft verschob auf der Strasse von Kleinandelfingen nach Hedingen – auch bei dem dritten spektakulären Einsatz des Helis an diesem Tag wird es Zaungäste gehabt haben.
Last höher als das Eigengewicht
Der K-Max ist ein amerikanischer Heli mit schräg angesetzten, ineinander kämmenden und gegenläufig drehenden Rotoren. Mit 2,7 Tonnen Nutzlast ist diese höher als das Eigengewicht (2,3 Tonnen). Und mit Âeinem Verbrauch von 320 Litern Kerosin pro Stunde ist der K-Max laut Beat Achermann «sehr wirtschaftlich» (der fehlende Heckrotor spare einen Drittel). Zudem ist der K-Max leise, was bei Einsätzen in bewohnten Gebieten geschätzt wird, und verursacht kaum Abwinde. (spa)
Holzen mit dem Heli