Weinland

Interessengemeinschaft will Schulschliessungen verhindern

Die Interessengemeinschaft «Lass die Schulen im Dorf» will die Schliessung von drei Schulhäusern im Flaachtal verhindern. Rückhalt dafür hat sie in allen fünf Gemeinden.

von Christina Schaffner
07. April 2020

Die Interessengemeinschaft (IG) «Lass die Schulen im Dorf» will sich nicht als Widerstandsgruppe verstanden wissen, die gegen die Schulbehörde in den Kampf zieht. «Wir respektieren und akzeptieren, dass die Schulbehörde enorm viel Macht hat», sagt Corina Schollenberger, die zusammen mit Markus Döbeli für die Kommunikation der IG zuständig ist. «Aber wir wollen den schmalen demokratischen Weg nutzen, um aufzuzeigen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Wir wollen zum Umdenken auffordern.»

Das klar erklärte Ziel der IG ist es, die Schliessung der Schulhäuser in den Gemeinden Berg am Irchel, Dorf und Volken zu verhindern. Denn das plant die Schulpflege Flaachtal, der die fünf Flaachtalgemeinden angehören. Gleichzeitig will sie die Standorte Flaach und Buch am Irchel im Primarschulbereich ausbauen. Davon nicht betroffen ist die Sekundarschule in Flaach («AZ» vom 15.10.2019). Das Ziel der Schulpflege ist es, durch diese Massnahme verlässliche Schul- und Tagesstrukturen anzubieten und gleichzeitig der Aufforderung des Volksschulamtes nachzukommen, Klassengrössen entsprechend der Richtlinien zu bilden. Eingespart werden könnten dadurch unter anderem zwei Lehrerstellen, so Daniel Heuer im letzten Oktober.

Neue Klassenzimmer kosten viel
Ob dies zu den zu investierenden sechs Millionen Franken im Verhältnis stehe, wagt die IG zu bezweifeln. Nach ihren Kenntnissen will die Schulbehörde rund zehn neue Klassenzimmer schaffen, die, nach Aussage von Baufach­leuten, mit kompletter Ausstattung je 1,5 Millionen Franken Baukosten verursachen. Dies sei mit den veranschlagten sechs Millionen Franken also nicht realisierbar. «Stimmen die Zahlen der Schulbehörde? Wie weit ist sie mit der Planung?», sind deshalb nur einige ihrer Fragen.

In den Reihen der IG engagieren sich viele ehemalige Behördenmitglieder, Schulpflegepräsidenten, Lehrer, aber auch Architekten und andere Fachleute aus der Wirtschaft, die viel Hintergrundwissen einbringen und die bisher herausgegebenen Fakten der Schulbehörde beanstanden. Sie sagen auch, dass die Projektierungsphase nicht etwa die Planung der Bauten, sondern bereits die Planung der Umsetzung, sei.

«Die Informationspolitik der Schulbehörde ist grottenschlecht», sagt deshalb Markus Döbeli. In den Weisungen der letzten Gemeindeversammlungen habe nichts über diese Pläne gestanden. Erst durch einen Zeitungsartikel seien sie dar­auf aufmerksam geworden. «Die Schulpflege ist anscheinend froh, wenn sich die Bevölkerung nicht dazu äussert.»

Attraktivität der Dörfer erhalten
Zunächst hätten sie sich im kleinen Nachbarschaftsumfeld getroffen und beratschlagt, was getan werden könne. Damals noch mit dem Ziel, das modernste und neueste Schulhaus in Dorf zu retten. Schnell seien weitere Vertreter aus Dorf dazugekommen und schon bald auch Vertreter aus anderen Gemeinden, was die Zielsetzung veränderte.

Jetzt strebt die IG den Erhalt aller Schulhäuser an. «Alle Gemeinden wollen die Attraktivität ihrer Dörfer erhalten. Zum Beleben des Ortes gehört auch die Schule», sagt Corina Schollenberger. «Uns ist wichtig, nicht nur die Einwohner der Verlierer-Gemeinden hinter uns zu wissen», ergänzt Markus Döbeli. Mit Mund-zu-Mund-Propaganda konnten weitere Männer und Frauen in allen fünf Flaachtalgemeinden gefunden werden, die mit ihnen am selben Strang ziehen. Zum engsten Kreis der IG zählen rund 20 Mitglieder, von vielen weiteren wüssten sie aber, dass sie ähnlich dächten, so die Initianten.

Informationsanlass verschoben
Eigentlich hätte am 31. März ein grosser Informa­tionsanlass der Schule zu den Umbau- und Schliessungsplänen stattfinden sollen. Wegen der Corona-Pandemie musste dieser auf Herbst verschoben werden. «Wir wurden alle ausgebremst», sagt Corina Schollenberger. Die IG habe im letzten halben Jahr viel gearbeitet und Puzzleteile zusammengefügt. Derzeit tausche sie sich per Videokonferenzen aus. «Die Verzögerung macht nicht wirklich einen Unterschied», fügt sie hinzu.

Die IG hofft auf eine offene Diskussion beim Informationsanlass. Mit dessen Verschiebung hat sich auch die Abstimmung über den Projektierungskredit auf die Gemeindeversammlung im November verschoben. Die Urnenabstimmung über den Kredit des Bauprojektes soll wie geplant stattfinden. Bezugsbereit seien die beiden ausgebauten Schulhäuser zum Schuljahr 2024/25, so die Schulpflege.

War dieser Artikel lesenswert?

Zur Startseite

Zeitung Online lesen Zum E-Paper

Folgen Sie uns