Die meisten fahren daran vorbei. Und vielen fällt die kleine Kapelle direkt an der Landstrasse in Uhwiesen nicht gross auf. Das hat mit der 1838/39 angelegten Strasse zu tun. Seit deren Bau steht die 1400 errichtete Kapelle nicht mehr frei. Die Strasse reicht dem «Chileli», wie die Uhwieser sagen, sozusagen zur ersten Etage und lässt es dadurch kleiner erscheinen. Und durch die Aufschüttung weist die Mauer Feuchtigkeitsschäden und Risse auf.
80'000 Franken sind im Budget 2025 der Gemeinde Uhwiesen eingestellt, um ein Sanierungsprojekt auszuarbeiten. Wie hoch der daraus entstehende Baukredit wird, über den die Gemeindeversammlung voraussichtlich im nächsten Dezember abstimmt, hängt vor allem von der Frage nach dem Umgang mit den Fresken ab: Werden die Gemälde bloss gesichert oder gar aufwendig renoviert?
Gemalt, übertüncht, entdeckt
Der wahre Wert des Gebäudes hängt mit diesen Malereien im Innern zusammen. Sie wurden im frühen 15. Jahrhundert angebracht, kurze Zeit später übertüncht und 1910 wiederentdeckt. Hervorgeholt wurden sie erst über 50 Jahre später. Möglich gemacht hatte dies die Übernahme der Kapelle durch die Politische Gemeinde Ende August 1969. Gut zwei Jahre später sprach die Versammlung einen Kredit von 200'000 Franken für die Restauration.
Die Massnahmen von damals seien «von ausgezeichneter Qualität» gewesen, schrieb der Gemeinderat im Mitteilungsblatt vom 18. Dezember. Trotzdem nage der Zahn der Zeit an der Kapelle. An der Nordwand würden sich aus den Bildern bereits Schollen lösen. Um dem drohenden Verlust vorzubeugen, hat der Gemeinderat bereits 15'000 Franken für eine Notsicherung beschlossen.
Das ist viel Geld für ein Gebäude ohne sanitäre Anlagen und Umschwung. Und ohne grossen Nutzen. Dies kam bereits 1971 vor der letzten Sanierung zur Sprache. «Es fällt schwer, eine Investition in eine Baute zu tätigen, ohne einen späteren sinnvollen Verwendungszweck dafür zu kennen», hiess es in der Weisung. Nur die Fresken zu restaurieren und diese der Öffentlichkeit zur Ansicht zur Verfügung zu stellen, sei wenig sinnvoll. Vielmehr sollte die sanierte Kapelle nach der Nutzung als Scheune für Pfähle und anderes ein lebendiges Denkmal werden.
Viel passiert dort heute nicht. Die Kapelle ist eine Station bei Dorfführungen, die gelegentlich stattfinden, und sie hat eine Postautohaltestelle vor der Tür. Selten wird in ihr getauft und geheiratet. Jedoch finden wieder monatlich Gottesdienste des katholischen Pfarramts Feuerthalen statt (AZ vom 27.9.2024). Aktuell liegen Osterkerzen auf, die mittels eines QR-Codes bezahlt werden können.
Die Schlüssel für einen Augenschein sind auf der Verwaltung erhältlich. Die Tür an der Nordwand führt direkt auf die Empore mit der Orgel, einen anderen Zugang dorthin gibt es nicht.
Gut dokumentiertes Gebäude
Die Kapelle Uhwiesen ist gut dokumentiert. Auf der Verwaltung kann der zwölfseitige Führer der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte bezogen werden. Im kleinen Büchlein ist vieles beschrieben. Ausführlich geht das Werk auf die Fresken ein, die Malereien an drei Wänden im 10,5 Meter langen und 5,1 Meter breiten Innenraum.
Detaillierter ist der 7. Bericht der Denkmalpflege (1970 bis 1974, online verfügbar). Und noch mehr Platz hat das Chileli in der Uhwieser Mappe von 2019 erhalten. Spätestens im Dezember werden weitere Zeitungsberichte hinzukommen, wenn über den neusten Kredit abgestimmt wird. Das Chileli gehört «historisch, kunsthistorisch und architektonisch» zu den wichtigsten Bauwerken im Weinland. Die meisten fahren aber einfach vorbei.
Kapelle mit wertvollen Wänden