In Feuerthalen wurde ein Böögg verbrannt.
Nicht nur ziemlich kalt, sondern auch gespenstisch ruhig war es in Feuerthalen am Samstag. Nur eine Kuhglocke bimmelte ab und zu – ein als Kalb verkleiderter Bub trug sie um den Hals. Er war nebst den in den Vorgärten aufgehängten Wimpelsammlungen das einzige Zeichen dafür, dass es hier bald hoch zu und her gehen würde.
Bis ein Grubenarbeiter die Vogelsangstrasse hinaufkam, der wild mit seiner Spitzhacke fuchtelte und zwei Autofahrern bedeutete: Umkehren, sofort! Sie mussten im letzten Moment wenden, bevor der Hilariumzug die Anhöhe hinaufkam. Und mit ihm ein Farbenmeer aus originellen Kostümen, Gesichtsschminke und einer Menge Konfetti.
Am Ende des Marsches wurde der Böögg, der traditionell von den Sek-Schülern gebaut wird, auf dem Parkplatz der Turnhalle Stumpenboden angezündet. Ein Globi, der den Kopfstand machte, brannte bald lichterloh. Mit diesem Akt endet in Feuerthalen der Schüler-Hilari offiziell.
Aber obacht: Mit dem «Hilarimaa» aus Flurlingen ist der Böögg keinesfalls zu verwechseln. Denn wie bei vielen anderen (der gefühlt unzähligen) Hilaribräuchen macht eine Nuance den Unterschied. Der «Hilarimaa» steht sinnbildlich für den bösen Ritter aus der Hilarisage, in der ein Burgfräulein auf Schloss Laufen die Hauptrolle spielt. Der Ritter begehrte die Edeldame, und als diese ihm einen Korb erteilte, griff er zu den Waffen. Doch die Bauern aus den heutigen Hilarigemeinden kamen der Bedrängten rechtzeitig zu Hilfe und schlugen den bösen Ritter in die Flucht.
Wofür der Feuerthaler Böögg steht, war am Anlass nicht recht herauszufinden. Für die Einwohnerinnen und Einwohner aus Feuerthalen war die Zündelei einer der letzten Akte des Hilari. Am Abend fand in der Turnhalle Stumpenboden die Bergbau-Party statt, und am Sonntagabend wurde um 19 Uhr in der Rheingasse in Langwiesen «abgedankt». «Anschliessend in den Lokalen ‹weinen bis zum Abwinken›!», hiess es in der Hilari-Zeitung.
Am frühen Freitagmorgen um punkt 4.30 Uhr war es in Uhwiesen mit dem «Gläristag Juhe!» wieder so weit. Abgesehen von einzelnen Lichtern in Wohnhäusern hüllte sich das Dorf noch in völlige Dunkelheit.
Und dann: Bäng! Mit fünf Böllerschüssen wurde der Hilari eröffnet. Diese spezielle und seit Jahrzehnten gepflegte Tradition liessen sich viele Uhwieserinnen und Uhwieser, vom Kind bis ins gestandene Alter, nicht nehmen. Bei frischen Temperaturen um den Nullpunkt besammelten sie sich für das Einläuten vor dem Gasthaus Hirschen. Nach den Böllerschüssen setzte sich der bunt gemischte Umzug in Bewegung. Während viele bereits ganz auf das Hilari-Outfit – verkleidet und geschminkt, aber keine Masken – setzten, hatten sich andere vorerst einmal in dem Wetter angepasste warme Jacken gehüllt.
Dem Umzug voran gingen vier Tambouren, die mit ihren Trommelschlägen die Bevölkerung daran erinnerten, dass der Hilari nun begonnen hatte. Dahinter folgten Dutzende Familien mit ihren Kindern, welche mit Schellen, Glocken und Pfannendeckeln den Hilari laut einläuteten. Schlussendlich gab es im «Hirschen» die Mehlsuppe für alle. Im Hintergrund sorgte der Hilariverein Flurlingen dafür, dass die fünfte Jahreszeit gut über die Bühne gehen konnte. Bereits am Vorabend des Einläutens waren die Schülerinnen und Schüler mit der ersten Aufführung des «Zirkus Balloni» in den Hilari gestartet. Am Nachmittag begann das Kinder- und Erwachsenenprogramm, und am Abend stieg die grosse Party in der «Villa Hilari». (romü)
Bild unten: Hauptsache, laut: Mit grossen Glocken marschierten die Teilnehmer im Umzug mit. (romü)
Keine Masken, aber die besten Kostüme