Keine Schule mehr in Volken

Volken - Das kleine Schulhaus beherbergt nur zwei Unterstufenklassen, in diesem Schuljahr zum letzten Mal – ab August findet dort kein Unterricht mehr statt. Dafür ziehen die Betreuungsangebote ein.

Christina Schaffner (cs) Publiziert: 31. Januar 2025
Lesezeit: 4 min

Entgegen den Erwartungen löste die angekündigte Veränderung der Volkemer Schulraumnutzung keine Proteststürme aus. «Ich dachte, das Telefon würde pausenlos klingeln», sagte Anne Berger, Co-Schulleiterin der Schule Flaachtal, am Elterninformationsabend der betroffenen Kinder am Montag im Mehrzweckraum. Bloss einen Anruf habe sie erhalten mit der Frage, ob die Kinder zum neuen Unterrichtsstandort transportiert würden (ja, werden sie).

Dabei beinhaltet die Entscheidung der Schulpflege Brisantes: Ab kommendem Schuljahr wird in Volken nicht mehr unterrichtet. Eine der beiden bestehenden Klassen zieht nach Buch am Irchel, die andere nach Flaach. An beiden Orten ist bereits jetzt je ein Unterrichtsraum leer, da in Buch eine Kindergartengruppe geschlossen und in Flaach zu den Herbstferien eine Mittelstufenklasse wegen Lehrermangel aufgelöst wurde (AZ vom 1.11.2024). «Es ist für uns eine nahezu kostenneutrale Lösung, die weitere Vorteile bringt», begründete Schulpräsidentin Sandra Dias diesen Schritt.

Wunsch der Lehrpersonen

Ausgelöst durch den Wunsch der Volkemer und Dorfemer Lehrpersonen, enger zusammenarbeiten zu können – am liebsten am Standort Dorf –, habe die Schulpflege nach einer Lösung gesucht. Ein Umzug nach Dorf hätte bauliche Massnahmen oder das Aufstellen von Containern bedingt. Diese Gelder habe die Schulpflege, so Sandra Dias, mit Blick auf die zukünftige Gesamtschulraumplanung der Schule Flaachtal derzeit nicht einsetzen wollen. «Der aktuelle Entscheid hat damit nichts zu tun», betonte sie. Dieser laufe weiter; alles sei noch möglich. Im Frühjahr werde es, wie angekündigt, einen Workshop für die Bevölkerung zum Thema geben.

Gleichwohl böten sich durch die Klassenverlegungen neue Möglichkeiten für die Schule: Die Lehrpersonen werden in ein grösseres Team eingebunden, was sie entlastet. Transporte nach Dorf zum Sport- und Textilunterricht fallen weg. Den angekündigten Sparvorgaben der Bildungsdirektion, weniger Lehrpersonenstellen zu bewilligen, wird Rechnung getragen, da so Unterrichtseinheiten an den Standorten zusammengelegt werden können. Und, was für Volken entscheidend ist: Die dorthin verlegten Tagesstrukturen können optimiert werden.

An einem Wochentag seien dafür bis zu 39 Kinder angemeldet. Der Standort, die ehemalige Hausmeisterwohnung im Sekundarschulhaus Flaach, platze aus allen Nähten. In Volken gebe es dann viel Platz: Gegessen werde im Werkraum, die beiden Klassenzimmer stünden fürs Basteln und zum Spielen zur Verfügung. «Das Betreuungsteam freut sich schon auf diesen Raum-Luxus», so Sandra Dias. Der Mehrzweckraum könne weiterhin von Vereinen und Gemeinde genutzt werden.

Nur geringe Kostensteigerung

Mit dem Umzug steht die Hausmeisterwohnung künftig über Mittag wieder den Sekundarschülern zur Verfügung, die derzeit in der Flaacher Kapelle ihren Mittags-Chillraum haben. Die Kapellenräume könnten gekündigt werden, wodurch Geld gespart werde. Ge­gen­über der aktuellen Si­tua­tion ergebe sich unter dem Strich aufgrund mehr Schülertransporten eine sehr geringe Kostensteigerung, so Sandra Dias.

Eine offene Kommunikation dar­über sei der Schule Flaachtal wichtig, weshalb sie zu diesem Abend eingeladen habe. «Bringt alles ein, was euch in diesem Zusammenhang bewegt», forderte Anne Berger die Anwesenden auf – mit zwölf Müttern und Vätern bei 44 Kindern, die derzeit das Schulhaus in Volken besuchen, eine überschaubare Grösse. Es gab keine negativen Stimmen zum Entscheid, sondern vor allem organisatorische Fragen. 

Klassen bleiben zusammen

Neben dem Transport der vorwiegend Dorfemer und Volkemer Kinder nach Buch und Flaach war den Eltern wichtig, dass ihre Kinder im bestehenden Klassenverbund bleiben können. Und dass der Entscheid längerfristig und nicht nur für ein Schuljahr gelte. «Für die nächsten drei Jahre sollte es so bleiben», versicherte Anne Berger anhand der derzeit bekannten Schülerzahlen. Eine Mutter wünschte sich zudem eine von der Schule unterstützte Vernetzung mit anderen Eltern, um bei Fragen und Problemen miteinander kommunizieren zu können. Nahe beieinander wohnende Kinder sollten im gleichen Schulhaus beschult werden, so der Wunsch.

Bei der Frage nach der Zufriedenheit der Lehrer kam am Ende aber doch ein wenig Negatives auf: «Nicht alle sind glücklich, wenn sich etwas verändert», sagte Anne Berger. Die Stimmen seien unterschiedlich, letztendlich müssten sich aber alle dem Schulpflegebeschluss fügen, an dem nicht zu rütteln sei. Eine Kündigung von Lehrpersonen liege bis anhin jedoch nicht auf dem Tisch – diese müsste fürs kommende Schuljahr bis Ende März erfolgen. Aber sie hoffe, dass sich alle Beteiligten auf die neue Si­tua­tion einstellen würden, die bereits im laufenden Schuljahr – unter Einbezug der Kinder – vorbereitet werde.