In Rheinau wird für das Ausleitkraftwerk Wasser aus dem Fliessgewässer entnommen (Bildmitte).
Erst mit der Neukonzessionierung des Kraftwerks Rheinau im Jahr 2036 soll die Sicherung einer angemessenen Restwassermenge umgesetzt werden. Dies hat das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) entschieden und das seit 2003 laufende Sanierungsverfahren abgeschrieben.
Als Grund nannte das Uvek die ablehnende Haltung durch das Regierungspräsidium Freiburg. Dieses erachtet die Restwassersanierung des Kraftwerks Rheinau aufgrund der 2036 anstehenden Neukonzessionierung als «unverhältnismässig». Für den Bund ist das Einverständnis von den deutschen Behörden jedoch absolut zwingend.
Das Grenzwasserkraftwerk Rheinau wurde 1956 mit einer Konzession für 80 Jahre gebaut. Ein Gesuch für den Weiterbetrieb wurde bereits eingereicht. Das Nutzwasser für die Stromproduktion wird durch einen Unterwasserstollen abgeleitet. Dadurch gibt es um die Halbinsel Au eine rund 4,5 Kilometer lange Restwasserstrecke, in die gemäss der Konzession eine minimale Dotierwassermenge von 5 Kubikmetern Wasser pro Sekunde (m3/s) abgegeben wird.
Mehr Wasser, Wehre absenken
Dadurch entspricht dieser Rheinabschnitt jedoch mehr einem See als einem Fluss. Der umzusetzende Vorschlag der schweizerischen und der deutschen Behörden sah jahreszeitlich abgestufte Restwassermengen zwischen 20 und 60 Kubikmetern pro Sekunde vor sowie bauliche Massnahmen wie eine Voll- und Teilabsenkung der Hilfswehre. Im Rahmen der internationalen Abstimmung waren die zuständigen deutschen Behörden jedoch nicht einverstanden.
Die Kritik blieb nicht aus. Der Bund knicke vor einer deutschen Regionalverwaltung ein, schreiben Aqua Viva, Pro Natura, der Fischereiverband des Kantons Zürich und der Fischereiverein Rheinau in einer gemeinsamen Medienmitteilung. Der Bund spiele auf Zeit – Zeit, welche die Fische nicht hätten. Die Umweltorganisationen sind mit der ersatzlosen Streichung nicht einverstanden und fordern deshalb «als letzten und langfristigen Ausweg» die Umwandlung von einem Ausleitkraftwerk zu einem Laufwasserkraftwerk (AZ vom 18.7.2023).
Technisch machbar
Grundsätzlich sei ein solcher Umbau technisch machbar, sagt Axpo-Mediensprecher Noël Graber auf Anfrage. «Allerdings wäre es faktisch ein Neubau.» Bis auf das Hauptwehr müssten alle Anlagenkomponenten neu erstellt werden. Auswirkungen auf die Natur, die Landschaft und zum Beispiel die Schifffahrt seien bisher nicht untersucht worden und somit noch nicht bekannt. Ebenfalls offen wäre die wirtschaftliche Tragbarkeit eines solchen Neubaus.
Klar ist, dass das nutzbare Gefälle reduziert würde. Zurzeit ideal für das Kraftwerk ist, wenn der Rhein 405 Kubikmeter Wasser führt. 400 Kubikmeter ist das Maximum, das die Anlage turbinen kann, das Gefälle im Stollen beträgt dann 10,5 Meter. Nach einer Umwandlung würde das nutzbare Gefälle des Kraftwerks um 40 Prozent reduziert, sagt Noël Graber. Und das Gefälle der Rheinschlaufe wäre nicht mehr energetisch genutzt. «Das würde auch zu einer entsprechend tieferen Produktion führen.» Und offen sei insbesondere, welcher Wasserpegel sich in der Rheinschlaufe nach Entfernen der Hilfswehre einstellen würde.
Wurde ein solcher Umbau schon irgendwo gemacht? «Das ist uns nicht bekannt», sagt Axpo-Sprecher Graber und schätzt die Kosten «im Bereich von 200 Millionen Franken».
Kraftwerkumbau würde 200 Millionen Franken kosten