Im Ochsenbrunnen wurde schon immer gebadet. Im Sommer. Dank dem Basler Kollektiv Hotel Regina war dies schon am Sonntag möglich, am ersten Tag der Sommerzeit. Das siebenköpfige Team heizte den sechseckigen Brunnen mitten auf der Kreuzung auf angenehme 39 Grad. «brunnen gehen» heisst die Aktion, in Marthalen eingeladen hatte der Verein Dorfläbe.
Dessen Präsident Martin Eggenschwyler strahlte und freute sich über die rege Teilnahme. «Ochsen»-Wirtin Carmen Trüeb, die schon länger von einem Brunnenfest geträumt hatte, sorgte mit Helferinnen und Helfern für Speis und Trank. Und die Coverband Groove This begleitete das Ganze musikalisch und machte «brunnen gehen» zum kleinen Dorffest.
Von Bubikon bis Stammheim
Zuerst hatte das Kollektiv um Balz Scheidegger das Brunnenwasser abgelassen und die Frischwasserzufuhr über ihren selbst gebauten Wärmetauscher geführt, einen mit Holz gefeuerten Ofen. Für die Umwälzung musste gestrampelt werden. Alles mobile Material – Ofen, Pedale, Holz, Dusche und Umkleide – transportiert das Kollektiv mit Velos und übernachtet vor Ort.
Total seien sie 13 Personen, erzählte Balz Scheidegger. Für ihre Tour «brunnen gehen» durch den Kanton im Rahmen des kantonalen Programms #hallowasser hatten sie 20 Brunnen evaluiert, die sich von der Grösse her eignen würden. Von diesen hätten sich schliesslich zehn herauskristallisiert. Start war am 14. März in Bubikon. Vor Marthalen hatte das Kollektiv in Rafz haltgemacht, Abschluss der Aktion ist heute Dienstag in Oberstammheim. Gemeindearbeiter Toni Rausa schaute sich die Sache deshalb in Marthalen genau an.
Andere Partner der Badeanlässe im heissen Brunnen waren eine Kantonsschule, eine WG, eine Kulturkommission oder wie in Marthalen ein Dorfverein. Das «Dorfläbe» habe für einen überdurchschnittlichen Aufmarsch gesorgt, sagte Balz Scheidegger. Vor allem an Grill und Friteuse war der Andrang gross. Den Brunnen nutzten anfänglich ausschliesslich Kinder. Um fünf nach fünf stieg die erste erwachsene Person ins Wasser, ab sieben nach sieben waren die Älteren dann unter sich und genossen die wohlige Wärme
Wasserstand bei 45 Zentimetern
Ab dann stieg dann auch der Pegel, also des Wassers. Vorher war dieser konstant bei 45 Zentimetern gehalten worden. Nicht aus Sicherheitsgründen, sondern damit die Badenden bequem am Boden sitzen könnten, erklärte der Organisator. Auch werde so verhindert, dass bei vielen Teilnehmenden Wasser über den Rand schwappe.
Zum 30-Jahr-Jubiläum 2023 hatte der Verein Dorfläbe jeweils am 30. jedes Monats zu einem speziellen Event eingeladen. Nun beweist er, dass er auch im 32. Jahr Gelegenheiten für ein Fest nutzt. In Stammheim findet das Baderitual heute Abend von 18 bis 22 Uhr im Lindenbrunnen beim ehemaligen Gemeindehaus Oberstammheim statt.




Mit einem Brunnenbad in die Sommerzeit