Weinland

Mobiles Irish Pub besteht Herbstfesttest

Rechtzeitig aufs Herbstfest hin haben Irland-begeisterte Weinländer das vermutlich weltweit erste irische Pub auf einem italienischen Dreirad gebaut. Das Gefährt hat sich bewährt und wird ab nun guten Gewissens vermietet.

von Silvia Müller
08. Oktober 2019

Eigentlich traurig, dass die meisten so liebevoll hergerichteten Herbstfestbeizli in den Scheunen und Kellern schon am Tag danach für immer schlies­sen. Dem rollenden Irish Pub O’Slaneys droht dieses Schicksal nicht. Für diese Wirtschaft war das Herbstfest erst die Feuerprobe. «Und die ist voll bestanden», sagt der Gastronom Stephan Widmer aus Berg am Irchel, Inhaber und Zapfmeister des Schmuckstücks. «Die Reaktionen der Festbesucher waren gewaltig. Das Pub stiess auf Begeisterung», erzählt er. Ebenso wichtig: Es habe sich auch praktisch bewährt, selbst bei gros­sem Ansturm.

Beides ist kein Zufall, sondern der Lohn für minutiöse Planung. Stephan Widmer hat schon früher Erfahrungen mit dem Bau eines transportablen, modularen Pubs gesammelt, das an einer Adventsfenstereröffnung in Berg am Irchel Premiere hatte. Doch sein erstes Pub ist einiges grösser und aufwendiger zum Aufstellen, weil es nicht fest mit einem Fahrzeug verbunden ist. Für mehrtägige Anlässe sei das erste Modell ideal, sagt der Erbauer. Für Kurzeinsätze habe er sich aber schon bald etwas «Gäbigeres» gewünscht.

Eine «Biene» aus dem Wallis
So kam er auf die Idee, dafür ein Transportdreirad des Vespa-Herstellers Piaggio umzubauen – die Italiener nennen dieses Kultfahrzeug Ape, also Biene. «Meine Freunde waren sofort Feuer und Flamme, denn sie kannten schon mein erstes irisches Pub», erzählt Stephan Widmer. Im Wallis fand er letzten Herbst eine gebrauchte Ape, etwas lädiert vom langen Einsatz auf einem Bauernhof, aber fast ohne Rost.

Im Advent hatte der Freundeskreis die erste Planungssitzung. Und beschloss, die Raumeinteilung des Aufbaus zuerst im Massstab 1:1 aus Kartonschachteln zu simulieren. «Das war eine gute Entscheidung. So haben wir schnell gemerkt, dass die engen Dimensionen auf der Ape eine andere Anordnung erfordern als beim älteren Pub. Dank dem Kartonmodell gab es dann beim Bauen fast keine Änderungen», erzählt der stolze Besitzer.

Amtlich geprĂĽft
Alles in allem entstand das Irish Pub in rund sechs Monaten Freizeitarbeit. Zum Kernteam zählten Balz Girsberger aus Ossingen und Roland Schurter aus Buch am Irchel, die sich um die Schreinerarbeiten kümmerten, sowie Res Fehr und Simon Keller aus Berg am Irchel, die die Metallteile und das Bogendach realisierten. «Wir bekamen Unterstützung von vielen weiteren Freunden. Man kann sagen, dass wir für jeden Ausbauschritt auf einen Spezialisten zurückgreifen konnten», sagt Stephan Widmer und lacht – die Helferparty fiel entsprechend lebhaft aus.

Heute strahlt die «Biene» frisch lackiert in Irischgrün, und wenn die Seitenabdeckungen hochgeklappt sind, erinnern sie tatsächlich ein bisschen an Insektenflügel. Eine Prüfung durch das Bundesamt für Zivilluftfahrt brauchte der Eigenbau deswegen nicht – doch das Fahrzeug und die elektrischen Installationen mussten amtliche Kontrollen bestehen. «Wir haben eine professionelle Getränkeausschankanlage eingebaut, um auch da höchste Standards zu erfüllen», erzählt Stephan Widmer.

Was bedeutet «O’Slaneys»?
Last, but not least trägt die Marketing­expertin Ursi Zweifel zum Erfolg bei. Sie kümmerte sich um Beschriftungen und die Werbung, vom Bierdeckel bis zur Website. Auf allem prangt der keltisch angehauchte Schriftzug. Was bedeutet er? «Der Slaney ist ein Fluss in Irland, der durch das Städtchen Tullow fliesst. O’Slaneys heisst ‹Söhne des Flusses Slaney›. Das gefiel uns, weil es zum Weinland passt, das auch durch Flüsse geprägt wird», erklärt sie.

Das «O’Slaneys» kann gemietet werden – aber nur mit dem Pubchef. Er bedient die zig Zapfhähne, die nahrhaftes Guinness-Stout, leichteres Kilkenny-Ale und weitere irische Biere hergeben. Das wohl weltweit erste mobile Irish Pub auf Rädern ist am 2. November am Snow Safety Festival in Winterthur zum zweiten Mal im Einsatz.

www.oslaneys.ch

 

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