Der Skoda steht auf dem hintersten Parkplatz in der Tiefgarage. Nichts unterscheidet ihn von anderen Fahrzeugen. Ausser, dass er sich mit einer App öffnen lässt. Der Besitzer Dominique Wirz macht es vor: Er drückt in der Nutzeroberfläche auf «entriegeln», und das Klicken der Zentralverriegelung ertönt.
Kurz zuvor hat er sein eigenes Auto zu Vorführungszwecken über die App «drivemycar» gebucht. «Zuerst führt einen die Anwendung zur Tiefgarage», erklärt der Hettlinger. Dann erscheint eine Info mit dem Schlüsselcode zur Garage. Beim Auto angekommen, können Mieterinnen und Mieter ihr Smartphone mit dem Fahrzeug «verbinden» und es aufschliessen.
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Start-up aus Zürich
Möglich macht die Technologie, die in Dominique Wirz’ Skoda verbaut ist. Dazu gehört auch eine kleine Box im Handschuhfach. Sie besitzt zwei kleine Fächer für den Schlüssel und die Tankkarte, mit der alle Fahrzeuge von «drivemycar» ausgerüstet sind. «Die Box merkt, wenn eines von beiden fehlt», sagt der Fahrzeughalter. Wird das Auto nach der Benutzung zurückgestellt, müssen beide Gegenstände wieder in der Box abgelegt werden, anschliessend kann der Fahrer oder die Fahrerin den Skoda über die App abschliessen.
Um den Einbau der Technik, Abrechnungen und Versicherung kümmert sich die noch junge Firma Drivemycar AG in Zürich. Hinter ihr steht laut «Blick» der Besitzer der Quartiergarage am Zürichberg, der zuvor jahrelang ähnliche Technik für eine andere Carsharing-Plattform verbaut habe. Nach dem abrupten Aus des Anbieters habe er das aufgebaute Know-how nicht einfach aufgeben wollen.
Dominique Wirz liess seinen Skoda just vor einem Jahr in ebenjene Garage in Höngg bringen. Seither kann er sein Auto allen Hettlingerinnen und Hettlingern über die App zur Verfügung stellen. Ihm fiel die Entscheidung leicht. Dominique Wirz ist Präsident im Verein «Erneuerbare Energie Hettlingen» und Mitglied im Naturschutzverein. Ein schonender Umgang mit Ressourcen liegt ihm am Herzen. «Wenn man teilt, müssen nicht alle alles besitzen», fasst er zusammen.
Schon vor der Nachrüstung mit der App habe er sein Auto mit jemandem geteilt. Die Kommunikation wurde über einen Whatsapp-Chat geregelt, anschliessend überwies der Mieter ein Kilometergeld. An einem gemeinsamen Anlass des politischen Forums und der GLP Hettlingen sei dann die Idee des Carsharings gefallen. «Früher gab es ein Mobility-Auto im Dorf», sagt Dominique Wirz. Doch das Unternehmen hob den Standort auf, es habe wohl nicht rentiert. Der jetzigen Lösung über private Anbieter schloss sich Anfang dieses Jahres ein weiterer Hettlinger an. Dominique Wirz begrüsst das. «Zuverlässigkeit ist wichtig.» Wer sich auf das Angebot verlasse, wolle möglichst immer darauf zurückgreifen können. Reparaturtermine sprechen die beiden Anbieter nun miteinander ab.
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Von zwei auf ein Fahrzeug reduzieren
Dominique Wirz hofft, dass sein Carsharing-Angebot das eine oder andere Auto irgendwann überflüssig macht. Aber er sagt auch: «Hier auf dem Land ist man häufig auf ein Fahrzeug angewiesen.» Doch viele Haushalte besässen ein zweites Fahrzeug. «Damit werden vielleicht die Kinder ins Training gebracht, oder es wird für eine schnelle Besorgung benötigt.» Genau für solche gelegentliche Fahrten eigne sich Carsharing perfekt und sei am Ende wohl günstiger als ein zweites Auto.
Bisher verdient Dominique Wirz «mal 100, mal 150 Franken» pro Monat damit, dass er sein Auto über die App vermietet. Kundinnen und Kunden zahlen einen Kilometertarif von 75 Rappen und für jede Stunde zusätzlich 2.30 Franken. Das sei vergleichbar mit Mobility, sagt der Hettlinger.
Riesig sei die Nachfrage noch nicht, auf eine Umfrage im Gemeindeblatt hätten sich etwa zehn interessierte Personen gemeldet. Ihm gehe es aber in erster Linie darum, ein Angebot zu schaffen. Bisher ist Hettlingen in der «drivemycar»-App ein ländliches Pioniergebiet: Von den rund 20 registrierten Fahrzeugen stehen alle anderen in der Stadt Zürich, ein weiteres in Schaffhausen.
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