Weinland

Ordnung ins Chaos bringen

Jeder kennt sie, aber nicht alle lieben sie: Puzzles. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Varianten und Schwierigkeitsgraden. Ihnen zu Ehren ist heute Internationaler Puzzletag.

von Christina Schaffner
29. Januar 2021

Claudia Erb ist begeisterte Puzzlerin. Derzeit setzt sie ein 5000-Teile-Puzzle mit der New Yorker Skyline zusammen. Damit ist sie nicht allein: Weltweit erfreut sich das Zusammensetzen von Bildern mittels ausgestanzter Teile grosser Beliebtheit. Die Anhängerschaft ist so gross, dass 1995 die amerikanische Spielzeugindustrie den 29. Januar als Internationalen Puzzletag festlegte.

Erfunden hat diese Form der Freizeitbeschäftigung der englische Kupferstecher John Spilsbury im Jahr 1767. Wobei seine Idee heute eher dem Prinzip des Lernspielzeugs entspricht: Er klebte die Landkarte von Grossbritannien auf ein Holzbrett und zersägte es entlang der Grafschaften. Sein Legespiel sollte als «Lehrmittel zur Erleichterung des Erdkundeunterrichts» dienen. Aufgrund der grossen Nachfrage übertrug er weitere Landkarten auf Holzbretter und zersägte sie. Im Lauf der Jahre wurden günstigere Materialien wie Pappe benutzt und die Teile mit der Maschine ausgestanzt, was die Puzzles immer erschwinglicher machte.

Bis zu 50 000 Teile
Heute finden sich Puzzles in verschiedenen Varianten: Immer noch aus Holz mit wenigen Teilen für Kinder oder aus Karton in Varianten mit bis zu 50 000 Teilen. Dazu welche mit Leucht-Effekten, mit eigenem Foto oder mit beidseitigem Druck für zwei Motive, als Apps fürs Handy oder Tablet oder auch als Rätsel, das durch das Puzzeln gelöst werden kann.

Klassische «Zusammensetzli», wie sie in der Schweiz gern genannt werden, können eine echte Herausforderung sein. Puzzle-Profis wie Claudia Erb fangen unter 1000 Teilen erst gar nicht an. Herausfordernd ist aber nicht nur die Teilezahl eines Puzzles, sondern auch das abgebildete Motiv. So wie eines mit Scherenschnitt in Schwarz-Weiss, das Claudia Erb erst gerade zusammengesetzt hat. Oder auch das aktuelle: Während die Skyline recht schnell zu erkennen war, braucht die Mutter dreier erwachsener Kinder für Wasser und Wolken deutlich länger. Von den Teilen gibt es jeweils Hunderte mit derselben oder sehr ähnlichen  Farbschattierungen. «Dann fange ich an zu sortieren, um Ordnung ins Chaos zu bringen», sagt sie.

Überhaupt hat sie ein geplantes Vorgehen beim Zusammensetzen: Zuerst alle Randstücke und besonders Markantes heraussuchen. Alle einfarbigen Teile werden zudem in unterschiedliche Kisten gelegt – immer schön mit dem Farbteil nach oben. «Wenn ich nicht mehr gut weiterkomme, sortiere ich weiter nach Form.» Seit zehn Tagen ist sie bereits dabei, das 5000 Teile umfassende Werk zusammenzusetzen – mit weiteren zwei bis drei Wochen rechnet sie. Dafür hat sie den Esstisch in Beschlag genommen und die gemeinsamen Essen mit der Familie in die Küche verlegt.

Selten setzt sie ein Puzzle ein zweites Mal zusammen – obwohl das Motiv für sie nur eine untergeordnete Rolle spielt. Mit Gleichgesinnten tauscht sie deshalb regelmässig ihr «Arbeitsmaterial» aus. Manche zeigen ihr Hobby wie sie im Internet öffentlich, andere sind nur still hinter verschlossenen Türen damit beschäftigt. Diese fürchten, dass andere von ihnen denken, sie hätten nichts zu tun, wie ein anderer Puzzler meint, der nicht genannt werden will.

«Was ist daran schlechter als vor dem Fernseher abzuhängen oder stundenlang zu gamen?», fragt Claudia Erb. Sie nutzt das Puzzeln als Freizeitbeschäftigung, vor allem im Winter. Dann sitzt sie am Tisch und kann beim Suchen der passenden Teile abschalten. Und hat sie erst einmal angefangen, kann sie kaum aufhören und puzzelt über den Tag verteilt in jeder freien Minute. «Das ist wie ein Marathon, da kann man nicht zwischendrin aufhören», lacht sie und fügt an, dass nicht nur das Abschalten guttue, sondern es auch ein tolles Gefühl sei, am Ende vor dem fertigen Puzzle zu stehen. «Dann dürfen alle daran teilhaben, weil ich ein Foto davon poste.»

Gesucht: Ihre Puzzles
Puzzlen Sie gerne? Zum Internationalen Tag des Puzzles sind Sie gefragt. Schicken Sie uns Ihre besten Puzzle-Bilder auf redaktion@andelfinger.ch. Es müssen keine 5000 Teile sein, auch kleinere Werke sind willkommen.

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