Letzte Kontrollblicke schweiften über die Handybildschirme, bevor der SBB-Mobile-Kurs beginnen konnte. War die App installiert? Hatten sich alle mit ihrem Swisspass-Konto einloggen können? Hier und da gab es noch Probleme. Doch die konnten rasch gelöst werden.
Zum zweiten Mal in diesem Jahr organisierte die Pro Senectute gemeinsam mit der SBB eine Schulung für pensionierte Weinländerinnen und Weinländer. Sie sollten lernen, wie sie auf dem Smartphone Fahrpläne abrufen und das passende Ticket kaufen können. 17 Seniorinnen und Senioren fanden sich dafür am Montagnachmittag im Gemeindehaus der Reformierten Kirche Andelfingen ein.
Zur Seite standen ihnen drei SBB-Veteranen, die zusammen mehr als 120 Jahre bei der Bahn gearbeitet hatten. Peter Wälti führte durch den Kurs. Mit seinen beiden Kollegen Walter Keller und Bruno Schmid unterstützte er die Lernwilligen bei den bevorstehenden Aufgaben.
Wohin solls gehen?
Am Anfang stellte Peter Wälti gleich klar, dass er und seine Kollegen keinen Einfluss auf das Grundsatzproblem hätten. Gemeint war die geplante Schalterschliessung am Bahnhof Andelfingen. «Wir sind nur Informanten, die Ihnen helfen wollen», erklärte er. Das Thema war für den Nachmittag abgehakt, das Lernen konnte losgehen.
Ein Beamer projizierte den Bildschirm des Kursleiters auf eine Leinwand. So konnten alle verfolgen, welche Funktion der SBB-Mobile-App wo zu finden ist. Zuerst drehte sich alles darum, eine Reise zu planen. Am einfachsten geht das über den Touch-Fahrplan. Dort sind die Destinationen, nach denen man zuletzt gesucht hat, als Kacheln angeordnet. Mit dem Finger können zwei davon verbunden werden. Die App sucht anschliessend die möglichen Verbindungen zwischen den beiden Orten heraus.
Praktisch: Für Stationen, die man regelmässig anfährt, kann man eigene Kacheln erstellen und abspeichern. Sogar ein Bild kann für die Kacheln hinterlegt werden. «Wenn Sie bei Ihren Enkeln punkten wollen, nehmen Sie ein Foto von denen», scherzte Peter Wälti, und gab zu: «Das ist aber nur eine Spielerei.»
Er empfahl zudem, immer den Standortzugriff auf dem eigenen Gerät zu aktiveren. So definiert die SBB-App als Startpunkt einer Reise jeweils die nächstgelegene Station. «Das erleichtert vor allem den Heimweg», sagte Peter Wälti. Und noch einen Tipp gab der Profi: Jene Orte, die mit einem Komma getrennt sind – zum Beispiel «Winterthur, Hauptbahnhof» – sind Bus- oder Tramhaltestellen. «Wenn Sie einen Bahnhof suchen, müssen Sie immer das ‹blutte› Winterthur ohne Zusatz auswählen.»
Beim Ausprobieren hatten die Seniorinnen und Senioren schnell Aha-Erlebnisse. «Wow, jetzt habe ich wirklich etwas gelernt!», verkündete eine Dame erfreut. Für den einen oder die andere gab es aber auch Rückschläge. «Jetzt gehts bei mir nach Frankfurt», sagte ein Herr lachend. Die Helfer in der Techniknot, Walter Keller und Bruno Schmid, waren jedoch stets mit ihrem Wissen zur Stelle.
Welches Ticket darfs sein?
Besonders die Frage, wie sie für Mitreisende per App ein Ticket lösen können, beschäftigte die Rentnerinnen und Rentner. Die SBB-Veteranen hatten auch dafür Antworten parat. Im Kaufmenü tippt man auf das Bleistiftsymbol und kann dort ganz einfach weitere Reisende erfassen. Zwingend dabei ist, dass Name und Geburtsdatum stimmen. Denn für Mitreisende gilt: Bei einer Kontrolle müssen sie sich ausweisen können.
Peter Wälti zeigte, wie die Erfassung funktioniert. Auf seinem fiktiven Ausflug begleitete ihn der 44. US-Präsident, Barack Obama. Jetzt waren wieder die SBB-Mobile-Neulinge an der Reihe. Ihre Reisepartner oder -partnerin einzutragen, funktionierte gut – bis auf einen Zwischenfall. «Sie kaufen immer Billette!», bemerkte der Profi. Eine Dame erstand versehentlich mehrere Tickets. Kein Problem: Hat man einen Fehlkauf gemacht, ist es möglich, sich das Billett innert 30 Minuten rückerstatten zu lassen. Ein wertvoller Tipp.
So einen hatte er auch für die Sparbillette, mit denen man vergünstigt reisen kann. «Die erste Klasse kann unter Umständen fast so günstig sein wie ein Zweitklass-Ticket», sagte der Kursleiter. «Checken Sie das deshalb immer.» Die einzige Einschränkung bei den Sparangeboten: Der Ticketpreis gilt nur für die eine ausgewählte Verbindung.
Nach zwei Stunden vollgepackt mit Infos und Übungen waren die 17 Seniorinnen und Senioren sichtlich erleichtert, vom Smartphone wegzukommen. Zum Schluss erinnerte Peter Wälti jedoch daran: «Jetzt heisst es für Sie: üben, üben, üben.» Damit auch nach der Schalterschliessung niemand schwarzfahren muss.
Schwarzfahren ist keine Option