Seit seiner Jugend schwärmt Sepp Fischer fĂĽr besondere Autos. Mit 15 Jahren sass er einmal in einem LamborÂghini und schwor sich: «Wenn ich gross bin, habe ich auch so einen.» Es dauerte zwar 30 Jahre, aber heute ist er stolzer Besitzer eines Lamborghini Espada von 1976.
Dieser ist weder das älteste noch das speziellste Fahrzeug in der Oldtimer-flotte, die er mit seiner Frau Cornelia besitzt. Aber der Italiener ist der einzige Europäer. Denn beide schwärmen für amerikanische Fahrzeuge. Insgesamt haben sie acht Oldtimer, darunter ein Ford Mustang Convertible (Jahrgang 1970) mit Originalausstattung und ein sportlicher Mustang Shelby. Drei weitere amerikanische Wagen gehören ihren drei Kindern, die sie ihnen jeweils zum 18. Geburtstag geschenkt haben.
Autos mit eigener Geschichte
«Die Autos haben uns gefunden», sagt Sepp Fischer. Jedes habe seine eigene Geschichte. Mal war ein Kollege wegen seiner Scheidung in Geldnot und überliess ihnen ein Fahrzeug, mal waren sie zufällig in Florida dabei, als ein besonderer Wagen beim Autohändler abgegeben wurde. «Wir waren drei Wochen in den Ferien und kamen mit drei Autos im Container wieder nach Hause», erzählt Cornelia Fischer. Der Mann, der ihnen dort seinen Lincoln, Jahrgang 1976, aus Altersgründen verkaufte, habe bei ihrer Abfahrt geweint. Bei Fischers ist dieses «Ami-Fass» heute ein beliebter Oldtimer für Hochzeiten.
Ihre Freude an den Boliden teilen sie gern mit anderen. Seit ihrer Pensionierung nehmen die End-Sechziger mit den Oldtimern gerne an sozialen Events teil. Dazu zählen Ausfahrten mit zahlenden Gästen ab Bürkliplatz, um Geld für die Unterbringung von Eltern zu sammeln, deren Kinder im Kinderspital behandelt werden. Oder auch Fahrten für den Verein «Ride for Good», der benachteiligten Menschen damit eine Freude machen will. Gemeinsam mit Motorrad-, Trike-Haltern und anderen Besitzern alter Autos ermöglichen Fischers schwer kranken oder behinderten Menschen, in einem selbst gewählten Fahrzeug mitzufahren. «Es ist sehr eindrücklich, wenn wir deren Schicksal erfahren», sagt Sepp Fischer. Und auch Ausfahrten für die Bewohner von Heimen für behinderte Menschen gehören zum Jahresplan. «Es ist schön, die Freude in deren Gesichtern zu sehen.»

Hallensuche war schwierig
Ein solcher Fuhrpark braucht allerdings Pflege und Platz. Nach ihrem Umzug von Zürich-Seebach nach Dorf im Weinland – mit der Pensionierung übergaben sie ihren Betrieb mit Bäckerei, Restaurant und Hotel ihrem Sohn – wurde beiden die Fahrt zur ehemaligen Halle zu weit. Die Suche nach einer Abstellmöglichkeit im Weinland gestaltete sich zunächst schwierig – bis sie ein Inserat in der «Andelfinger Zeitung» aufgaben: «Ford Mustang, Jahrgang 1971, sucht mit seinen acht Brüdern ein neues Zuhause.» Sechs Angebote bekamen sie daraufhin und freuen sich, in Marthalen eine Halle gefunden zu haben. Die elf Oldtimer, das Motorrad der Schweizer Marke «Motosacoche», Jahrgang 1927, inklusive aller Original-Lederbekleidung und zwei weitere Motorräder finden darin locker Platz.
Der gelbe Ford Mustang zählt zu den beliebtesten Oldtimern – und ist bereits das zweite Auto dieser Art im Besitz der Familie Fischer. Eigentlich ist das Ziel von Sepp Fischer, nie ein Auto zu verkaufen, das er einmal erstanden hat. Aber nachdem er seiner damals 20 Jahre jungen Freundin Cornelia einen Ford Mustang geschenkt hatte und beide für mehrere Monate in Kanada und England waren, war das Auto verrostet. Sie verkauften es. Zum 50. Geburtstag bekam Cornelia Fischer – in der Zwischenzeit die Frau von Sepp Fischer – genau einen solchen Mustang erneut geschenkt. «Ich habe ihn nach dem Vorbild des ersten restauriert», erzählt er.
Um sich einen Fuhrpark leisten zu können, ist Geld nötig. «Wir haben über 30 Jahre lang hart gearbeitet», erzählt Cornelia Fischer. Nur an sechs Tagen im Jahr hatten ihre Betriebe zu. Ferien machten sie nur in Form von Wochenendaufenthalten zum Skifahren im Ferienhaus seiner Eltern. «Damals hatten wir gar keine Zeit, Geld auszugeben», erinnert sich Cornelia Fischer. Ausser für die Oldtimer. Und die machen ihnen heute noch Freude.
Erschaffen Sie in Ihrer Freizeit Dinge in einer nicht alltäglichen Technik? Möchten Sie Ihr Wissen und Ihre Freude am Hobby oder am Handwerk in unserer Serie mit anderen Leserinnen und Lesern teilen? Dann melden Sie sich unter redaktion@andelfinger.ch oder Telefon 052 305 29 08! (az)

Sie teilen ihre Liebe zu Oldtimern gern