Andreas Strolz war im Gemeinderat Henggart für die Liegenschaften zuständig. Er wurde 2020 gewählt und trat 2024 vorzeitig zurück. Dazwischen lagen die ordentlichen Wahlen und die Umstellung innerhalb der Einheitsgemeinde. Neu wurde nicht mehr eine Person aus dem Gemeinderat in die Schulpflege delegiert, sondern das Schulpräsidium erhielt einen Sitz im Gemeinderat, zuständig für Schulisches und Pädagogisches.
Dadurch veränderten sich zwei Dinge: Die Arbeit im Gemeinderat musste von fünf auf noch vier Köpfe verteilt werden. Und die Schule wurde, wie in einer Einheitsgemeinde üblich, von der einstigen Verwalterin zur blossen Nutzerin ihrer Liegenschaften; bis zum Wechsel war ihr die Hoheit über die Gebäude gelassen worden.
Doppelbelastung oder Knatsch?
Als Grund für sein Ausscheiden im Sommer hatte Andreas Strolz die Doppelbelastung von Behörde und Beruf genannt. Nach dem eigenmächtigen Rückzug von Schulpräsidentin Petra Lieb nun und der klaren Wortwahl im Schreiben des Bezirksrats kann auch vermutet werden, dass er resigniert haben könnte. Der Bezirksrat schreibt, bei Einheitsgemeinden würden Meinungsverschiedenheiten zwischen Mitgliedern des Gemeinderats betreffend Schulliegenschaften regelmässig einen Diskussionspunkt darstellen.
Henggart ist kein Einzelfall. Auch nicht im Weinland. Im Interview (AZ vom 13.12.2024) äusserte sich Anita Fleury, langjährige Schulpflegerin und -präsidentin in Stammheim, über ihren Rücktritt. 2019 wurden nicht nur die drei Dörfer im Tal fusioniert, sondern mit der bis dahin eigenständigen Schule Stammheim wurde auch eine Einheitsgemeinde gebildet. Ihre Aufgabe habe sich fast nur noch um Finanzen gedreht, sagte Anita Fleury.
Wie unglücklich sie über ihre Rolle war, konnte an der Gemeindeversammlung vor zwei Jahren (AZ vom 4.1.2022) miterlebt werden, als der Finanzreferent und der RPK-Präsident auf die Kostensteigerung bei der Schule hinwiesen und baten, Wünschbares vom Nötigen zu trennen. Anita Fleury sah sich provoziert, ans Mikrofon zu treten: Der Umbau des Schulhauses von 1969 auf einen normalen Standard sei schon vor der Fusion geplant gewesen und kein Wunsch, sondern notwendig.
Um Wünschbares und Nötiges ging es kürzlich auch in Trüllikon, wo Schule und Politische Gemeinde eigenständige Güter sind. Bei der Sanierung des Schulhauses sprach sich der Souverän an der Urne schliesslich klar für die Variante «Basis» aus. Die Schulpflege hatte die Variante «Energie» bevorzugt, die an der vorberatenden Gemeindeversammlung vom örtlichen SVP-Präsidenten als «völlig utopische Luxus-Wohlfühl-Wunsch-Therapie-Variante» bezeichnet worden war. Es sei auch um ein Zeichen gegangen, begründete er im Gespräch den Widerstand.
Synergien bei Liegenschaften
Tatsächlich werden oft Synergien bei Gebäuden genannt, wenn es um ein Zusammengehen geht. Aktuell in Flurlingen, wo Gemeinderat und Schulpflege gemeinsam Gas geben in der Frage Einheitsgemeinde Ja oder Nein. Sowie in Dachsen, dort jedoch einseitig. Der Gemeinderat befürwortet die Initiative, über die am 9. Februar abgestimmt wird, und sieht einen besseren Überblick bezüglich Investitionsplanung und Unterhalt der Infrastrukturen. Die Schulpflege lehnt die Bildung einer Einheitsgemeinde ab. Sie argumentiert mit dem Autonomieverlust und damit, dass eine Zusammenlegung der Verwaltungen nicht praktikabel wäre für eine reibungslose Organisation des Schulalltags.
Was zu viel Reibung bewirkt, zeigt sich zurzeit in Henggart. Schulpräsidentin Petra Lieb wurde wegen der Auszeit, die sie sich genommen hat, verwarnt und ist von ihrem Amt dispensiert. Will sie ihre Tätigkeit wieder ausüben, muss sie den Bezirksrat laut Mitteilung um Bewilligung des Wiederantritts ersuchen. Dies, um sicherzustellen, dass es nicht wieder zu einem Ausfall in einer wichtigen Zeit kommt.
Uneinig in der Einheitsgemeinde