Familie Grab vor ihrem Werkstatt-Anhänger der Schweizer Armee
Am Samstag herrscht vor dem Haus der Familie Grab Hochbetrieb, denn dann ist jeweils Handwerkertag. Papa Jimmy holt das Schweissgerät hervor, Mama Jenny macht den Plasmaschneider bereit, und die beiden vier- und zweijährigen Buben stehen mit Helm und Schutzbrille bereit, um mitzuhelfen. «Die Begeisterung dafür, etwas mit den Händen zu erschaffen, ist auch bei ihnen gross», lacht Jimmy Grab und hilft seinem vierjährigen Sohn, die Signatur ins Stahlblech zu stempeln.
Dafür muss er mit wenigen Hammerschlägen den Bolzen nach unten bringen. Anschliessend rennt der Vierjährige zur Biegemaschine und erklärt der Schreibenden begeistert, wie diese funktioniert. Blech einspannen, den Hebel nach unten biegen, fertig. Dank diesem Gerät würden sie die Feuersäulen, die Spezialität der Familie, nur noch aus einem anstelle von vier Blechteilen fertigen können, und es sei nur noch eine Schweissnaht nötig, ergänzt sein Vater.
Wie vieles andere bei der Familie Grab ist der Blechbiegeapparat selbst gebaut. «Wir waren schon immer handwerklich interessiert und haben vieles ausgetüftelt und probiert», sagt Jenny Grab. Für das Grobe sei ihr Mann, der als Staplermechaniker arbeitet, zuständig, das Feine übernehme sie. Dazu gehört etwa das Vorskizzieren der Figuren und Texte auf dem Blech sowie das Ausschneiden derselbigen mit dem Plasmaschneider. Es benötige eine ruhige Hand, die filigranen Details mit dem feinen, heissen Strahl auszuarbeiten.
Jimmy Grab kann zwar auch mit dem Plasmaschneider umgehen, er übernimmt aber eher die grossen, geraden Linien und Ränder. Auch das Zusammenschweissen der verschiedenen Teile gehört in seinen Aufgabenbereich, ebenso wie das Fertigen von Zubehör wie etwa dem Grillrost der Feuersäulen. «Viel Zeit wende ich zudem für das Optimieren der Arbeiten und des Werkplatzes auf, dies macht mir Spass.»
Acht Quadratmeter zum Werken
So gut, wie die Werkstatt der Familie Grab heute auf die Bedürfnisse der Blechverarbeitung ausgerichtet ist, so rudimentär haben sie vor zehn Jahren angefangen. 2011 meldete sich Jenny Grab, die in einem Carrosseriebetrieb im Büro arbeitet, eher zufällig für einen Plasmaschneidekurs an und war sofort begeistert vom Handwerk. «Mit den Händen etwas Kreatives zu erschaffen, war und ist ein guter Ausgleich zu meiner Tätigkeit am Schreibtisch.» Zuerst habe sie nur in den Kursen gearbeitet und keine eigene Ausrüstung gehabt. Doch als sie und ihr Mann Jimmy zusammenzogen, richtete sie sich in seiner Werkstatt einen eigenen kleinen Plasmaschneide-Arbeitsplatz ein.
Apropos Werkstatt: Diese ist bereits ein Highlight für sich. Denn anstatt wie erwartet im Keller des Einfamilienhauses befindet sie sich auf dem Vorplatz in einem acht Quadratmeter grossen Anhänger der Schweizer Armee. «Vor 17 Jahren konnte ich den Werkstattwagen durch einen Glücksfall erwerben, da er ausgemustert wurde», sagt Jimmy. Mit Licht und Strom war er bereits ausgerüstet, alles andere hat der gelernte Landmaschinenmechaniker über die Jahre umgebaut.
«Anfangs hatte ich noch eine Schmiede darin und probierte das Arbeiten mit Eisen aus, dann fand ich immer mehr Gefallen am Hobby meiner Frau.» Der Amboss musste weichen, er verlegte stattdessen feuerfeste Decken und Böden, isolierte, fertigte einen Bock, um in bequemer Höhe arbeiten zu können, baute einen Kompressor ein oder vereinfachte die Arbeiten mit dem Bau der oben genannten Blechbiegemaschine.
Ein kleiner Nebenverdienst
Komfort, der hilfreich ist. Denn haben sie anfangs nur für sich selber ihre Produkte gefertigt, beliefern sie inzwischen Kunden aus der ganzen Schweiz. «Das meiste läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda oder über das Internet», so Jenny Grab. Die Kunden kämen meistens mit speziellen Wünschen auf sie zu, und sie würden dann schauen, was machbar sei.
Trotz der Nachfrage möchte die Kaufmännische Angestellte das Plasmaschneiden weiterhin als Hobby betreiben. «Wir werken fast ausschliesslich am Abend oder am Wochenende, ansonsten betreuen wir die Kinder oder arbeiten in unseren angestammten Berufen.» Und das solle auch so bleiben, denn so bereite es ihnen Spass. Ein grosser Batzen bleibe sowieso nicht übrig, dafür würden sie die Produkte zu günstig verkaufen, aber es gäbe einen kleinen Zustupf. Ein Ziel hat das Ehepaar aber: nebst vielen Kunden-Kreationen ab und an auch für sich selbst etwas anfertigen zu können. «Dafür fehlte in den letzten Jahren nebst der Hausrenovation, der Arbeit, den Kindern und den externen Aufträgen einfach die Zeit.»
Mit Hand, Herz & Hirn
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Vom Stahlblech fasziniert