Weinland

Wer sind denn nun die Schweine?

Nur wenige Wochen nachdem Schulkinder die Unterführung Bruggi mit Malereien verschönert haben, wurden diese mit Sprayereien verschmiert. Die Tags fallen auf die Urheber zurück.

von Roland Spalinger
17. September 2021

Als ob er es geahnt hätte. «Hoffen wir, dass das Wandgemälde Sprayer von neuerlichen Dummheiten abhalten wird», teilte Patrick Waespi, Gemeindeschreiber von Andelfingen, Carl Brentano aus Kleinandelfingen mit. Letzterer ist zuständig für die Wanderwege in der Region Andelfingen und hat die Sanierung der Unterführung Bruggi (früher Übergang Lokipfiff) angeregt.

Seine Organisation hat den Durchgang der Wanderroute Andelfingen Bahnhof – Hünikon – Winterthur-Wülflingen im Frühling grundiert, im Juli haben dann 20 Kindergärtler von Ilona Pick, 22 Fünftklässler von Charlotte Eichrodt und 21 Sechtsklässler von Miriam Egelmaier den Pinsel angesetzt. Entstanden ist eine Alpenlandschaft mit verschneiten Bergspitzen, Bäumen, Kühen und Vögeln.

Die Freude über das Werk war gross, wie Reaktionen zeigen, die bei Carl Brentano eingingen: «Sehr lässig geworden, eine tolle Aufwertung», teilte ihm Flavian Kühne mit, Geschäftsleiter Zürcher Wanderwege. «So herzig», ergänzte die technische Leiterin Christine Füllemann. Und Ortsmitarbeiter Hans Peter Pfeiffer schrieb: «Ich staune immer wieder, was die Kids draufhaben».

«Ich freue mich, dass die Bemalung der Unterführung auf so schönes Echo stösst», teilte Schulleiterin Barbara Thalmann mit. Und Patrick Waespi bedankte sich im Namen des Gemeinderats für die tolle und nicht selbstverständliche Arbeit aller Beteiligten. Er formulierte aber gleichzeitig die Hoffnung, die dann eben nicht lange währen sollte.

Wenige Wochen nach Vollendung wurden die Zeichnungen mit sogenannten Tags übersprayt. Es sind die gleichen Zahlen oder Buchstaben, wie sie vielerorts angebracht werden: 1312 oder ACAB, was für All Cops are Bastards steht, alle Polizisten sind Schweine. Die Botschaft fällt aber auch in diesem Beispiel auf die Urheber zurück, die mutwillig und wohl aus purer Langeweile ein gelungenes Werk zerstörten.

«Uns allen fehlt jegliches Verständnis», sagt Carl Brentano, «die Enttäuschung in der Schule ist gross.» Am Dienstag hat er einen Augenschein genommen, um über eine Reparatur des Schadens nachdenken zu können.

Keine Unterstützung durch Bahn
Seitens Bahn ist diesbezüglich keine Unterstützung zu erwarten. Graffiti aus­serhalb des Bahnhofbereichs würden nur dann entfernt, wenn diese rassistisch, sexistisch oder beleidigend seien oder Einrichtungen der Kundeninformation behindern würden, wurde Carl Brentano mitgeteilt.

Also liegt es erneut an ihm. Zu den zehn Stunden, die im April das Übermalen der alten Sprayereien gedauert hat, kommen nun noch ähnlich viele dazu; und auch Kosten fielen und fallen an. Unterstützt wird diese erneute Arbeit von Bruno Kienast (Ex-Ortsmitarbeiter für Humlikon/Henggart), der einst Maler gelernt hatte. Die Farben haben sie im Kindergarten bereits abgeholt.

War dieser Artikel lesenswert?

Zur Startseite

Zeitung Online lesen Zum E-Paper

Folgen Sie uns