Weinland

«Wir wollen nicht, dass sich die Kinder vor uns fürchten»

Der Samichlaus und der Schmutzli* haben derzeit viel zu tun. Sie besuchen Kinder, loben und tadeln und bringen (hoffentlich) ein Gschenkli vorbei. Wieso das wichtig ist, beantworten sie im Interview.

von Interview: Cindy Ziegler
06. Dezember 2019

Braucht es euch heute noch?
Beide: Ja, ganz klar!

Wieso?
Samichlaus: Für die Kleinen ist der Chlaus noch immer etwas ganz Besonderes. Und für die Familie ist es eine Möglichkeit, um zusammenzukommen.

Welche Bedeutung hat die Samichlaus-Sage dabei?
Samichlaus: Die religiöse Komponente ist sicher in den Hintergrund gerückt. Für viele Familien ist der Samichlaus aber eine generationenübergreifende Tradition geworden.

Wie bewahrt ihr diesen besonderen Zauber?
Samichlaus: Die Kinder sind sehr neugierig. Deshalb müssen wir aufpassen und uns auf die Besuche vorbereiten. Zum Beispiel kundschaften wir jeden Ort vorher aus und überlegen, wo wir das Auto parkieren. Wir können schlecht sagen: «Wir sind mit dem Volvo gekommen.»

Zu den Personen dahinter: Wie macht ihr das bei euren eigenen Kindern? Seid ihr da auch Samichlaus und Schmutzli?
Samichlaus: Meine Kinder haben sich immer auf den Chlaus gefreut. Wir als Eltern nutzten das natürlich aus, zum Beispiel, wenn der Junior besser aufräumen sollte. Heute glauben meine Kinder nicht mehr daran, freuen sich aber, dass der Papi als Samichlaus unterwegs ist.
Schmutzli: Ich war schon bei meinen eigenen Kindern – und sie haben es nicht gemerkt.

Euch ist der Samichlaus also auch als Väter wichtig?
Beide: Ja, sicher. Es ist eine Geschichte, die einen das Leben lang begleitet: Als Kind, aber auch als Eltern oder Grosseltern. Das Einzige, was bei den Erwachsenen etwas verloren geht, ist das Spruchrepertoire.

Hilft der Chlaus beim Erziehen?
Samichlaus: Ein bisschen schon. Der Samichlaus ist für die Kinder immer noch eine Respektperson, auf die man hört. Ein Handschlag mit dem Chlaus hat deshalb vielleicht noch ein bisschen mehr Wirkung. Das kann eine Hilfe sein für die Eltern.
Schmutzli: Es ist aber nicht mehr so, dass wir die bösen Männer sind, vor denen die Kinder Angst haben. Wir wollen nicht, dass sie sich vor uns fürchten, das wäre der falsche Weg.

* Peter Ammann (Samichlaus) und Beni Flacher (Schmutzli) schlüpfen seit Jahren Anfang Dezember in ihre Kostüme. Sie gehören zum Verein Wylandchlaus und besuchen mit ihren Kollegen diese Tage über 70 Familien und Organisationen in der Region.

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